Bewirtschaftung und Pflanzenbestand verändern sich
Temperaturerhöhung, verlängerte Vegetationsperioden, zunehmender Trockenstress, immer häufiger auftretende Starkregenniederschläge. All diese Veränderungen haben Auswirkungen auf unsere Grünlandbestände.
Traditionelle Auftriebs- und Schnitttermine passen nicht mehr mit der Bestandesentwicklung zusammen. Der Futterzuwachs im Frühjahr nimmt zu, die Ertragsdepression im Sommer ist in den meisten Jahren deutlich ausgeprägter als früher. Dafür wird der Futterzuwachs im Spätsommer und Herbst deutlich höher. Der Pflanzenbestand gerät dabei unter Druck und verändert sich. Generell geht der Anteil der wasserbedürftigen, flach wurzelnden, wertvollen Futtergräser zurück. Dadurch entstehen Bestandeslücken, die von tiefwurzelnden Kräutern und Leguminosen gefüllt werden, darunter kritische Arten wie Kuhblume und Stumpfblättriger Ampfer. Offene, lückige Bestände fördern auch das Auftreten von Engerlingschäden. All das beeinträchtigt Futterertrag und –qualität, wenn man nicht rechtzeitig gegensteuert.
Ziel ist ein dichter, gut strukturierter Pflanzenbestand mit einem hohen Anteil trockenheitsverträglicher Gräser und Leguminosen. Dafür eignen sich je nach Nutzungsintensität und Standort die bekannt trockenheitsverträglichen Arten wie Knaulgras, Glatthafer, Luzerne, Hornklee und Rotklee, andererseits gibt es aber auch noch weitere Arten mit guter Trockentoleranz wie Rohrschwingel oder Festulolium (Wiesenschweidel). Welche Leistungen diese neuen Arten bringen bzw. welche Sorten der im Handel verfügbaren Arten unter den bereits erwähnten Belastungen besonders gut geeignet sind, sowie die Züchtung von klimaresistentem Rotklee sind derzeit Gegenstand einer Reihe von Forschungsprojekten der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Auch die Sinnhaftigkeit der Verwendung von tiefwurzelnden Kräutern in Grünland-Saatgutmischungen (z.B. Zuchtsorten von Spitzwegerich und Zichorie) wird geprüft.
Klimatolerante Wiesen. Was kann der Landwirt tun?
Wenn die Möglichkeiten einer verbesserten Bestandeslenkung ausgeschöpft sind, ist die Optimierung der Bestandesstruktur mittels Nachsaat oder auch durch eine Neuansaat das Gebot der Stunde. Wobei notwendige Maßnahmen immer möglichst zeitnah zum Sichtbarwerden des Problems gesetzt werden müssen. Noch erfolgreicher aber sind Maßnahmen, die bereits vorbeugend gesetzt wurden.
Lückige und fehlentwickelte Bestände können durch regelmäßige Nachsaat mit einer passenden Nachsaatmischung nachhaltig in ihrer Zusammensetzung verbessert werden. Wichtig ist dabei, die Wahl der Saatgutmischung dem Standort und der Bewirtschaftungsintensität anzupassen. Es macht beispielsweise absolut Sinn, zwischen den unterschiedlichen angebotenen Nachsaatmischungen für bis zu 3 Nutzungen (NA), 4 und mehr Nutzungen (NI), nach Sanierung mittels Starkstriegel (NIK) oder auch für trockene Standorte mit Schnitt- (NATRO) oder mit Weidenutzung (NAWEI) zu differenzieren, da das darin enthaltene Arten- und Sortenspektrum für die jeweiligen Bedingungen optimiert ist.
Es gibt bereits gute Praxiserfahrungen mit der regelmäßigen Übersaat von Rotklee, um auch intensiver genutzte Bestände wieder mit dieser wertvollen Leguminose anzureichern und den Futterwert zu heben. Allerdings ist diese Maßnahme regelmäßig zu setzen, da der Rotklee im Bestand nicht ausdauernd ist. Bei passenden Standortsbedingungen ist auch eine Einsaat von Luzerne in bestehende Grünlandbestände möglich.
Die regelmäßige Nachsaat ist als vorbeugende, die Grünlandbestände stabilisierende Maßnahme besonders zu empfehlen. Bevorzugt soll Nachsaat in feuchten Perioden stattfinden, da funktioniert sie am besten. Auch trockenheitsverträgliche Arten etablieren sich bei feuchten Verhältnissen umso besser. Feuchte Jahre sind Nachsaatjahre!
Bei Neuanlagen ist die Wahl der richtigen Saatgutmischung in Hinblick auf Standort und Nutzung ebenfalls von großer Bedeutung. Bei der Wahl der richtigen Saatgutmischung sollen daher immer die drei Eckpfeiler der Saatgutqualität für Grünlandmischungen beachtet werden:
- Einhaltung des empfohlenen Österreichischen Mischungsrahmens, um sicher zu stellen, dass je nach Klimagebiet, Standort und Nutzungsart bzw. –intensität die richtigen Arten im richtigen Verhältnis enthalten sind.
- Ausschließlich Sorten verwenden, die unter österreichischen Standorts- und Klimabedingungen langjährig auf Ertrag, Qualität und Ausdauer geprüft sind. Nur solche Sorten (siehe Österreichische Sortenliste, ÖAG Sortenliste) garantieren in der Praxis auch den Erfolg.
- Nur garantiert ampferfreies Saatgut verwenden
Priv. Doz. Dr. Andreas Steinwidder im Gespräch mit Dr. Bernhard Krautzer (HBLFA Raumberg-Gumpenstein)
Link zum Artikel von unserem Medienpartner landwirt-media.com
Weiterführende Unterlagen:
- Die auf der Podcast-Serie aufbauende Fachbroschüre zur Klimawandel-Anpassung mit kurzen und aussagekräftigen Fachartikeln zum Nachlesen und
- ergänzende Foliensätze für Unterricht und Beratung in allen landwirtschaftlichen Bereichen.