Grünland Zeigerpflanzen

    Die einzelnen Pflanzenarten kommen im Dauergrünland nicht wahllos nebeneinander vor. Nur Arten mit ähnlichen Standortsansprüchen können miteinander existieren, sie bilden eine Pflanzengesellschaft.Die Artenzusammensetzung der Grünlandvegetation ist abhängig von den natürlichen Standortseigenschaften und den jeweiligen Bewirtschaftungsmaßnahmen (Düngung, Nutzung, Bestandespflege). Einige Pflanzenarten sind besonders eng an bestimmte Standortseigenschaften und Bewirtschaftungsmaßnahmen gebunden und sie reagieren äußerst empfindlich gegenüber deren Veränderungen. Diese Pflanzenarten können daher als Bioindikatoren (Zeigerpflanzen) verwendet werden. Zeigerpflanzen sind somit Arten, deren Vorkommen oder Fehlen, deren Zu- oder Abnahme in einem Pflanzenbestand Hinweise auf bestimmte Standortseigenschaften, Bewirtschaftungsmaßnahmen und deren Veränderungen geben. Sie liefern wertvolle Informationen über den Zustand der Böden und die Trends ihrer Entwicklung. Sie sollen Bodenuntersuchungen nicht ersetzen, sondern ergänzen.

    Gänseblümchen

    Gänseblümchen

     HBLFA Raumberg-Gumpenstein/Starz

    Zeigerpflanzen sind Bioindikatoren, mit deren Hilfe

    • die Standortsbonität rasch und flächenhaft festgestellt,
    • Standortsveränderungen, Düngungs- und Bewirtschaftungsfehler frühzeitig erkannt,
    • die Notwendigkeit von standortspezifischen Düngungs- und Pflegemaßnahmen einfach und nachvollziehbar abgeleitet,
    • der Erfolg von Düngungs- und Pflegemaßnahmen kontrolliert und
    • standortspezifische Intensivierungsgrenzen festgestellt werden können.

    Kleinräumige Standortsunterschiede und die natürliche räumliche Variabilität der ökologisch relevanten Bodeneigenschaften können einfach und rasch während der Vegetationsperiode festgestellt werden. Dadurch wird eine standortangepasste, pflanzenbedarfsgerechtere und somit umweltschonendere Düngung möglich. Die Beurteilung und Bewertung eines Grünlandstandortes mit Hilfe von Zeigerpflanzen ist mit einem geringen Arbeitsaufwand verbunden, relativ einfach und rasch im Gelände während der Vegetationsperiode ohne Messinstrumente oder Geräte flächendeckend durchführbar und verursacht keine Kosten. In der Regel genügt die Kenntnis einiger weniger charakteristischer Zeigerarten. Zeigerpflanzen haben somit eine praktische Bedeutung in der Grünlandwirtschaft.

    Es gibt Zeigerpflanzen für verschiedene Standorteigenschaften und Bewirtschaftungsfaktoren:

    Nährstoffzeiger

    Dabei handelt es sich um Pflanzen an Standorten, die gegenwärtig oder in der Vergangenheit überdurchschnittlich hoch mit Düngerstoffen versorgt wurden. Eine Überdüngung der Fläche kann auch bei standortangepasster Nutzung entstehen. In so einem Fall ist der Pflanzenbestand sehr lückig und es fehlen, die für die Nutzung wichtigen Futtergräser. Dadurch entzieht die Grasnarbe nicht wie üblich die Düngerstoffe aus dem Boden und es kommt auch in diesem Fall zu einer Ausbreitung von Nährstoffzeigern.

    Eine langfristige Regulierungsstrategie auf solchen Flächen liegt darin, wertvolle Futtergräser durch Übersaaten wieder in den Bestand hinein zu bekommen. Dabei ist darauf zu achten, dass an die Nutzung angepasste Gräser verwendet werden. Gleichzeitig muss die Düngermenge an die Schnitthäufigkeit angepasst werden. Wobei der Grundsatz der oftmaligen Düngung in kleinen Gaben zu beachten ist.

    Lückenbüßer

    Dazu zählen Pflanzen die hauptsächlich Vegetationslücken besiedeln und auf mäßig bis gut mit Nährstoffen versorgte Grünlandböden vorkommen. Einige von ihnen sind ein- bis zweijährige Ackerwildkraut und Ruderalarten. Sie sind auf Samenvermehrung angewiesen, deren Eintrag hauptsächlich über die Wirtschaftsdünger und durch den Wind erfolgt. Aber auch der Samenvorrat des Bodens spielt eine wichtige Rolle.

    Wenn die Lückenbüßer zahlreich oder mit hohem Deckungsgrad im Pflanzenbestand vorkommen, ist eine Nach- bzw. Übersaat mit geeignetem Saatgut notwendig. Auch in diesem Fall würde sich Wiesenrispengras gut eignen, da es mit den unterirdischen Ausläufertrieben in der Lage ist, eine stabile und dichte Grasnarbe zu bilden. Im Sinne einer ökologisch nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung hat die Ursachenbekämpfung immer Vorrang gegenüber der Symptombekämpfung. Düngungs- und Bewirtschaftungsfehler sollten daher in Zukunft vermieden werden.

    Bodenverdichtungs- und Übernutzungszeiger

    Treten diese Pflanzenarten gehäuft auf so zeigen sie Böden mit mäßig bis guter Nährstoffversorgung, Verdichtungen im Oberböden und eine Übernutzung des Pflanzenbestandes an. Es sind überwiegend niedrigwüchsige, bodenblattreiche, trittresistente, früh- und vielschnittverträgliche Kriech- und Rosettenpflanzen. Sie kommen daher vor allem in intensiv genutzten Mäh und Dauerweiden, Vielschnittwiesen und Trittrasen. Im Extensivgrünland hingegen fehlen die Vertreter dieser beiden Zeigerartengruppen mit Ausnahme vom Mittleren Wegerich weitgehend. Die Bodenverdichtungs- und Übernutzungszeiger zählen aus landwirtschaftlicher Sicht betrachtet zu den mehr oder weniger unerwünschten Arten.

    Magerkeitszeiger

    Diese Pflanzen sind in den Tal- und Beckenlagen auf nährstoffreichen Böden nicht konkurrenzfähig. Wenn sie mit größeren Individuenzahlen oder höheren Deckungsgraden im Pflanzenbestand auftreten, ist der Grünlandboden relativ nährstoffarm. Die lichtbedürftigen Magerkeitszeiger werden bei reichlicher Düngung rasch von Nährstoffzeigern und Obergräsern durch Beschattung verdrängt.

    Unternutzungszeiger

    Die häufigsten und am weitesten verbreiteten Unternutzungszeiger im Wirtschaftsgrünland sind vor allem verschiedene Distel- und Klappertopf-Arten, diverse Sträucher und verholzte Zwergsträucher, stachelige bzw. dornige Arten wie beispielsweise Dorn-Hauhechel oder der giftige Adlerfarn.

    Unternutzungszeiger sind im Allgemeinen ziemlich schnitt- und trittempfindlich. Sie kommen daher in erster Linie auf unternutzten oder zu spät genutzten Standweiden sowie Umtriebsweiden mit zu geringer Besatzdichte vor. Da die Klappertopf-Arten einjährig sind und deshalb regelmäßig aussamen müssen, finden sie in lückigen, spät gemähten Dauerwiesen oder unternutzten Dauerweiden günstige Lebensbedingungen vor. Unternutzungszeiger können durch stärkere Düngung in Kombination mit einer intensiveren Nutzung – vor allem mittels früherer und häufigerer Mahd oder stärkerer Beweidung – zurückgedrängt werden.

    Moose

    In regelmäßig gedüngten Dauerwiesen, Mähweiden und Dauerweiden findet man selten Moose. Sie erreichen in Magerwiesen und Magerweiden, vor allem aber in lückigen Halbtrockenrasen, Feucht- und Nasswiesen einen höheren Deckungsgrad. Auch schattige Standorte sind mitunter sehr moosreich. Moose sind im Wirtschaftsgrünland ein Bioindikator für lückenhafte Pflanzenbestände und eine geringe Stickstoff-Verfügbarkeit im Boden.