Fütterung sehr wichtig
Die Fettzusammensetzung in der Milch wird zum größten Teil über die Fütterung beeinflusst. Hier spielt die Fettzusammensetzung in der Ration (Pflanzenbestand, Futterkomponenten) eine entscheidende Rolle. Weiters wirken sich aber auch andere Rationsparameter, über ihre Wirkungen auf den Pansenstoffwechsel, auf das Milchfett aus. Beispielsweise verringern stärkereiche Rationen (Getreide, Maissilage etc.) die Anteile an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Aber auch sekundäre Futterinhaltsstoffe, wie sie zum Beispiel in einigen Kräutern vorkommen, können zu Verschiebungen im Fettsäuregehalt der Milch führen. Auch wenn Kühe Körperreserven mobilisieren oder ölhaltige Ergänzungsfuttermittel erhalten, spiegelt sich dies im Milchfett wider. In Versuchen wurden auch gewisse genetische Effekte sowie Milchleistungs- und Laktationsstadiums-Einflüsse auf das Fett festgestellt.
Gleiche Futterfläche – unterschiedliches Fett
Am Bio-Institut wurde im Rahmen eines dreijährigen Versuchs die Vollweidehaltung mit der Silagefütterung bei Milchkühen verglichen. Die Vollweidekühe erhielten in der Weidesaison ausschließlich Weidefutter (Kurzrasenweide), vergleichbare Kühe der Grassilage-Gruppen wurden im Stall entweder nur mit Grassilage (S-KF0) - von den gleichen Grünland-Flächen - oder mit Grassilage und leistungsabhängig auch etwas Kraftfutter (S-KF+) gefüttert. Jetzt liegen auch die Ergebnisse der Fütterungsgruppen zur Milchfettzusammensetzung vor. Da auch in der Grassilagegruppe mit Kraftfutterergänzung nur relativ wenig Kraftfutter eingesetzt wurde, zeigte sich in allen drei Versuchsgruppen ein ernährungsphysiologisch günstig einzustufendes Fettsäuremuster. Obwohl für die Silagebereitung die gleichen Grünlandflächen wie für die Beweidung genutzt wurden, traten zwischen der Weidegruppe und den Silagegruppen deutliche Unterschiede in der Milchfettsäure-Zusammensetzung auf. Die Milch bei Vollweidefütterung wies signifikant höhere Anteile an den ernährungsphysiologisch günstig einzustufenden ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf. Auch der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sowie CLA-Fettsäuren war bei den Weidetieren am höchsten. Die Unterschiede können auf das unterschiedliche Vegetationsstadium bei der Nutzung, die Futterselektionseffekte bei der Beweidung bzw. Konservierungseffekte (Bröckelverluste, Gärung) zurückgeführt werden.
Tabelle 1: Fettsäure-Konzentrationen in den Versuchsgruppen
Ernährungswert
In den Versuchen an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird auf die Fettqualität seit Jahren besonderes Augenmerk gelegt. Ernährungsexperten empfehlen beispielsweise für Frauen eine tägliche Aufnahme von etwa 1 g an Omega-3-Fettsäuren und 1 g an konjugierten Linolsäuren (CLA). In Tabelle 2 wurde daraus der theoretische tägliche „Milch-Bedarf in Liter“, zur Deckung des halben Tagesbedarfs an Omega-3 Fettsäuren sowie CLA-Fettsäuren errechnet. Dabei zeigt sich, dass die Milchherkunft deutliche Unterschiede hinsichtlich des Beitrags zur Deckung des Tagesbedarfs leisten kann. Bei Vollweidemilch würden etwa bereits 0,7 bis 1,0 Liter Milch (oder Milchprodukte daraus) zur Deckung des halben Tagesbedarfs ausreichen. Bei Rationen mit geringerem Grünlandfutteranteil (Maissilage, Kraftfutter) läge der entsprechende Milchbedarf um das 2- bis 3-fache höher.
Tabelle 2: Milch-Bedarf in Liter (mit 3,5 % Fett) zur Deckung des halben Tagesbedarfs an CLA- bzw. Omega 3-Fettsäuren (Beispiel Frauen bei einem Tagesbedarf von jeweils 1 g)
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Ergebnisse Velik u. Mit. 2013 |
Versuch |
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unterschiedliche Milchherkünfte |
Grassilage |
Weide |
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Probenherkunft bzw. Rationstyp |
Alm- Milch1 |
Ø Super- marktm.2 |
MS/ KF/ Heu3 |
S- KF0 |
S-KF+ |
VW |
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konjugierte Linolsäuren (CLA) |
1,3 |
2,0 |
3,6 |
1,4 |
1,5 |
0,7 |
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Omega-3-Fettsäuren (ω-3) |
1,3 |
1,6 |
3,6 |
1,2 |
1,2 |
1,0 |
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1 Fettsäuregehalte der Alm-Milch während der Almperiode (Juni-September, für den Ø der 13 Almen wurden die jeweiligen Werte gemittelt, Velik et al., 2013)
2 Durchschnitt der österreichischen Trinkmilchmarken aus dem Supermarkt (März bis November, Velik et al., 2013)
3 Fettsäuregehalt für eine Maissilage-Kraftfutter-Heu-Ration aus Velik et al. (2013)
„Grüne-Milch“ punktet
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Milch- und Milchprodukte einen wesentlichen Beitrag zur Bedarfsdeckung mit wertvollen Fettsäuren beim Menschen leisten können. Es kann erwartet werden, dass zukünftig in Milch-Qualitätsprogrammen der Fettqualität vermehrtes Augenmerk geschenkt wird. Aus ernährungsphysiologischer Sicht schneiden diesbezüglich Milch- und Milchprodukte aus Weide- und grünlandbasierten Fütterungssystemen sehr gut ab. Versuchsergebnisse zeigen auch, dass steigende stärkereiche Kraftfutter- und Maissilagegaben den Anteil an erwünschten mehrfachungesättigten Fettsäuren reduzieren und die Zufütterung von ölhaltigen Futtermitteln diesen erhöhen können. Auch die Vegetationsperiode, der Grünlandpflanzenbestand, die Futterselektion bei Weide, die Konservierungsart, die Körperfettmobilisation sowie die Genetik und das Laktationsstadium üben Einflüsse aus.
Wissenschaftliche Publikation und Autoren:
Scherzer, E.1,2, A. Steinwidder1, W. Starz1, H. Rohrer1, R. Pfister1, M. Velik3 und W. Zollitsch2 (2020): Einfluss von Vollweide- oder Grassilagefütterung von Kühen auf das Fettsäuremuster der Milch. Züchtungskunde, 92, (2) S. 106–124., ISSN 0044-5401 © Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.