In Hinsicht auf die Zielerreichung der NEC-Richtlinien, erhofft man sich großes Potenzial in der Güllebehandlung wodurch an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein im Oktober 2020 die erste praxisnahe Anlage zur Untersuchung von Güllezuschlagstoffen in Betrieb ging. In eigens angefertigten Güllebehältern, welche in einem klimatisierten Containerkomplex untergebracht sind, können unterschiedliche Güllezuschlagstoffe unter praxisnahen Bedingungen bemessen und untersucht werden. Nach der Verifizierung und Standardisierung der Versuchsbehälter sowie der Messtechnik, konnte das erste Produkt untersucht werden. Augenmerk wurde vor allem auf die Messgenauigkeit, auf einen fehlerfreien Messdurchgang sowie die optimale statistische Datenauswertung gelegt. Untersucht wurde ein Produkt der Kategorie „Gesteinsmehle“. Das Produkt soll Minderungen im Bereich der Ammoniak- und Geruchsemmissionen bringen. Dies soll durch seine spezielle Zusammensetzung sowie durch einen besonders feinen Mahlgrad erreicht werden. Verwendet wurde dazu eine Gülle aus Rindermasthaltung, welche laut Gülleanalyse keine Auffälligkeiten zeigte. Das Produkt soll, laut Hersteller, eingerührt werden und anschließend die gesamte Gülle ausgebracht werden, da die Wirkung in den ersten 1-1,5 Stunden aktiv sein soll. Die Messperiode dauerte acht Tage, wobei sämtliche Parameter bemessen wurden.
- Ammoniak_NH3 (ppm)
- Methan_CH4 (ppm
- Lachgas_N2O (ppm)
- Schwefelwasserstoff_H2S (ppm)
- Kohlendioxid_CO2 (ppm)
- pH-Wert
- Gülletemperatur (°C)
- Lufttemperatur (°C) in der Beruhigungszone
- Luftfeuchtigkeit (%) in der Beruhigungszone
- Luftgeschwindigkeit (m/s) in der Beruhigungszone
Datenauswertung
Die Auswertung der Daten bezog sich auf die gewünschten 1,5 Stunden nach dem Einrühren des Produktes in die Gülle. In der Abbildung sind beide Varianten „Rohgülle“ und „Rohgülle + Güllezusatz“ aufgezeigt.
Abbildung: BoxPlot der beiden Varianten Rohgülle und Rohgülle + Güllezusatz, gemessen an Ammoniak in ppm im Zeitraum 0 - 1,5h nach der Zugabe (HBLFA Raumberg-Gumpenstein, 2021).
Bemessen an Ammoniak (Messdaten in ppm- parts per million), ist dieser an der Y-Achse angegeben. In Form von Boxplots können die beiden Varianten verglichen werden. Eine geringfügige Reduktion von Ammoniakemissionen, anhand der Variante „Rohgülle + Güllezusatz“ ist zu erkennen. Durch die statistische Auswertung konnte aber kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Varianten erbracht werden.
Fazit
Das Produkt ist unbedenklich im Einsatz und es kann unmittelbar nach der Zugabe von einer „geringfügigen“ Ammoniakreduktion ausgegangen werden, was aber eine vollständige Homogenisierung in der Güllegrube voraussetzt- hierzu wird noch ein weiterer Messdurchgang folgen. Ein wichtiger zu diskutierender Punkt ist der Einsatz in der Praxis. Eine Güllegrube innerhalb von einer Stunde zu entleeren ist in den meisten Fällen nicht möglich, sowie auch die vollständige Entleerung auf einmal nicht der Praxis entspricht.
Eine mögliche Reduktion von Geruchsemissionen konnte in diesem Versuch durch die herrschende Coronasituation nicht nachgewiesen werden, da hierzu mehrere Personen auf engstem Raum notwendig gewesen wären.
Wir arbeiten bereits an weiteren Produktprüfungen und hoffen auf weitere spannende Ergebnisse.