In einem zweijährigen Forschungsprojekt wurde am Bio-Institut der HBLFA Raumberg-Gumpenstein jetzt die Kurzrasenweide einem intensiven Koppelweidesystem gegenübergestellt. Es wurde die Einzeltier- und Flächenleistung, Veränderungen im Pflanzenbestand und auch das Liege- und Wiederkauverhalten der Kühe umfangreich erhoben.
Zweijähriger Versuch
Zu Weidebeginn wurden insgesamt 24 herbst-/winterabkalbende Milchkühe gleichmäßig den zwei Vollweide-Versuchsgruppen zugeteilt. Der Weideversuchsdauer erstreckt sich von Mitte April bis Ende August. Im Versuchszeitraum erhielten alle Versuchskühe, neben dem Weidefutter, ausschließlich 1,0 kg Frischmasse Kraftfutter pro Kuh und Tag (0,5 kg/Mahlzeit) sowie Mineralstoffe im Stall ergänzt. Es zeigten sich in beiden Versuchsjahren bzw. Weidesaisonen keine extremen Witterungsverhältnisse, die Niederschläge lagen im Jahresmittel leicht unter dem 30-jährigen Durchschnitt, es waren im Weideversuchszeitraum also keine längeren Trockenphasen gegeben.
Unterschiedliche Aufwuchshöhen
Die Kurzrasenweide (KRW) wurde bei einer durchschnittlichen Weide-Aufwuchshöhe von 5,5 cm (gemessen mit dem Pasturemeter), beweidet. Die intensiv genutzten Koppelweideflächen (KOP) wurden in Dreitageskoppeln unterteilt und innerhalb der Koppeln wurden Tageskoppeln angelegt, welche über drei Tage hinweg schrittweise erweitert wurden. Über den gesamten Versuchszeitraum wurde in der intensiven Koppelgruppe eine Eintrieb-Aufwuchshöhe von durchschnittlich 8,9 cm und eine Austrieb-Aufwuchshöhe von 5,8 cm festgestellt. Im Koppelweidezeitraum lagen im ersten bzw. zweiten Weidejahr die durchschnittlichen Weideruhezeiten zwischen zwei Rotationen für die jeweilige erste Tagesteilkoppel bei 15 bzw. 20 Tagen.
Interessante Ergebnisse
Beim Koppelsystem lag im Mittel der Gräseranteil im Pflanzenbestand um etwa 10 % höher als bei Kurzrasenweide. Sowohl beim Englischen Raygras als auch beim Wiesenrispengras wurden diese Effekte festgestellt. Demgegenüber waren beim Koppelsystem im Mittel die Kräuter-, Lägerrispen- und Lückenanteile signifikant tiefer. Hinsichtlich Wurzelmasse wurde bei Kurzrasenweide in den ersten 5 cm des Bodenhorizonts im Weidesaison-Verlauf ein Rückgang der erhobenen Wurzelmasse festgestellt, in der intensiven Koppelweidegruppe war dieser Effekt weniger stark ausgeprägt. Tendenzielle Weidesystem-Effekte zeigten sich auch im Wurzelhorizont von 10 bis 15 cm, wobei hier die Wurzelmasse im Weidesaisonverlauf ebenfalls bei Kurzrasenweide tiefer als beim Koppelsystem lag. Diese Effekte decken sich auch mit Daten der Literatur und vorangegangener Versuche am Standort. Neben der Bodenbeschattung und dem günstigeren bodennahen „Kleinklima“ erklärt dies auch das in Versuchen etwas längere Durchhaltevermögen und Ertragsniveau von Koppelweiden bei Trockenheit.
Futterqualität auf hohem Niveau
Hinsichtlich der untersuchten Nährstoffgehalte der Weidefutterproben zeigten sich im Mittel keine Weidesystem-Gruppenunterschiede. Der durchschnittliche Netto-Energiegehalt des Weidefutters lag in beiden Weidesystemen mit 6,7 MJ NEL/kg TM auf sehr hohem Niveau. Eine Erklärung dafür liefert, dass auch die Koppelweiden sehr jung (Aufwuchshöhe 8,9 cm) genutzt wurden.
Milchleistung unterscheid sich nicht
Sowohl bei der durchschnittlichen Einzeltier-Milchleistung (KOP: 19,5 kg energiekorrigierte Milchleistung; KRW: 20,8 kg ECM) als auch in der Milch-Flächenleistung (KOP: 59,1 kg ECM/ha und Tag; KRW: 59,8 kg ECM/ha und Tag) zeigten sich keine signifikanten Gruppenunterschiede, nummerisch lag die Kurzrasenweide höher. Bei den Milcheiweiß- und Harnstoffgehalten sowie beim Lebendgewicht und BCS lagen die Tiere der Koppelgruppe tiefer als in der Kurzrasenweide-Grupp. Hinsichtlich täglicher Liegedauer der Kühe, welche im Mittel bei 8,8 Stunden lag, wurden keine signifikanten Weidegruppeneffekte festgestellt. Die tägliche Wiederkaudauer betrug bei intensiver Koppelweide 7,8 Stunden. Bei Kurzrasenweide war diese mit 7,5 Stunden um 4 % etwas kürzer.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass durch das Weidesystem sowohl der Pflanzenbestand als auch die Wurzelausbildung beeinflusst wurden. Diese Effekte wirkten sich jedoch nicht auf die Nährstoffgehalte des jeweils sehr jung genutzten Futters aus. Hinsichtlich Milch-Einzeltier- und Flächenleistung zeigten sich, unter den gegebenen Versuchsbedingungen (keine Trockenphasen, Vollweidekühe bei Herbst-/Winterabkalbung), keine signifikanten Weidesystem-Effekte.