Ausgleichsflächen für Waldweidetrennungen auf sauren Standorten – mit wenig Aufwand ist besseres Futter möglich

    Die Trennung von Wald und Weiderechten in Österreich ist weit verbreitet und ist mit enormem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Um die Aufgabe von Weiderechten in Wäldern zu kompensieren, werden meist Bereiche gerodet und Reinweideflächen geschaffen, die dann als Ersatzweide dienen. Im Rahmen einer Waldweidetrennung im Bezirk Mürzzuschlag wurde 1998 im Eschwald eine solche Weidefläche mit unterschiedlichen Saatgutmischungen und einem Kalkdüngungsversuch neu angelegt und deren Entwicklung in den ersten Jahren wissenschaftlich begleitet.

    Die Verwendung von standortspezifischen Saatgutmischungen unterstützt die Etablierung von produktivem Grünland auf besonderen Standorten.

    Die Verwendung von standortspezifischen Saatgutmischungen unterstützt die Etablierung von produktivem Grünland auf besonderen Standorten.

     HBLFA Raumberg-Gumpenstein

    Im Rahmen der Dissertation „Grassland restoration success – Comparison of initial and long-term evaluation” von Dr. Schaumberger Silke wurden 14 bzw. 16 Jahre später auf der inzwischen regelmäßig als Sommerweide genutzten Fläche neue Erhebungen durchgeführt und mit den ursprünglichen Ergebnissen verglichen.

    Fragestellung

    Wir untersuchten die langfristige Ausdauer und Ertragsfähigkeit verschiedener Saatgutmischungen und den Einfluss einer zusätzlichen Kalkung während der Anlage einer montanen Weide unter sauren Standortbedingungen während eines Wald-Weide-Trennungsprozesses von 1998 bis 2001 in der Steiermark, Österreich.

    Methodik

    Es wurden zwei Flächen (mit und ohne einmalige zusätzliche Kalkung) mit jeweils vier Saatgutvarianten (ohne Saatgut, handelsübliche, standortangepasste und standortspezifische Mischungen) angelegt, und alle Parzellen wurden während der Versuchslaufzeit von 1998 bis 2002 jährlich gedüngt. Vegetationsaufnahmen und Futteranalysen zur Entwicklung der Vegetationsdecke, zur Ausdauer der ausgesäten Arten sowie zu Qualitäts- und Ertragsparametern wurden 2014 und 2016 erneut durchgeführt; 2015 wurden Bodenproben genommen.

    Ergebnisse

    Nach dem Ende der regelmäßigen Düngung 2002 sanken die analysierten Bodenparameter ab auf ein für Grünland ausreichendes, aber eher niedriges Niveau. Der pH-Wert nahm im Laufe der Zeit wieder ab, war aber auf den gekalkten Flächen immer noch signifikant höher (p = .0034). Die einmalige Kalkung während des Versuchsaufbaus bewirkte auch eine bessere langfristige Leistung bei fast allen Vegetations-, Qualitäts- und Ertragsparametern. Die standortspezifische Saatgutmischung schnitt bei den meisten untersuchten Parametern sowohl mit als auch ohne Kalkung am besten ab. Bei den ausgesäten Arten hielten sich die standorttypischen Arten Agrostis capillaris, Festuca rubra agg. und Trifolium repens mit und ohne Kalkung am besten. Alle untersuchten Vegetations- und Ertragsparameter blieben weit hinter ihren Ergebnissen von 2001 und ihrem Potenzial zurück.

    Schlussfolgerungen

    Die Verwendung von standortspezifischen Saatgutmischungen unterstützt die Etablierung von produktivem Grünland auf besonderen Standorten. Die Langzeitergebnisse verdeutlichen zudem, dass auch ein Low-Input-Management wie eine Kalkung in mehrjährigen Intervallen dazu beitragen kann, saure Standort- und Wachstumsbedingungen deutlich zu verbessern und damit die Nachhaltigkeit kostenintensiver Wald-Weide-Trennungen bei ähnlichen Bedingungen maßgeblich zu erhöhen.

    Die Ergebnisse wurden publiziert (kostenpflichtig)

    Schaumberger, S.; Krautzer, B.; Graiss, W. and Pötsch, E.M. (2020): Long-term sustainability of wood-pasture separation processes—A matter of seed mixtures and management. Grass and Forage Science 75 (3), 303-315.

     

    Team

    Krautzer Bernhard. Dr.

    Dr. Bernhard Krautzer

    Institutsleitung Pflanzenbau und Kulturlandschaft
    Graiss Wilhelm, Dr.

    Dr. Wilhelm Graiss

    Abteilungsleiter
    Pötsch Erich M., Univ.Doz. Dr.

    Univ.Doz. Dr. Erich M. Pötsch

    ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter

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