Jene Landwirte, die der Mutterkuhhaltung treu geblieben sind, betreiben diesen Betriebszweig im Nebenerwerb und sehr oft im Rahmen der biologischen Landwirtschaft. Sie waren und sind gezwungen, ihre Betriebe zu optimieren. Die vorhandenen Ressourcen wie Flächenausstattung, Futtergrundlage bzw. -qualität sowie die Vermarktungsmöglichkeiten sind gezielt mit bestem Management zu versehen. Da knapp zwei Drittel der jährlichen Direktleistungen aus dem Verkauf des Kalbes stammen, muss pro Kuh und Jahr ein Kalb – meist über etablierte Bio-Jungrindprogramme, die einen besseren Verkaufserlös ermöglichen – verkauft werden können.
Damit das gelingt, spielt – neben der Futtergrundlage und der Genetik des Vatertieres – die Mutterkuh selbst eine entscheidende Rolle. Sie sollte problemlos und langlebig und mit guten funktionellen Eigenschaften (Euter, Klauengesundheit, Leichtkalbigkeit, Mutterinstinkt …) ausgestattet sein. Neben einer ausreichend guten Milchleistung sollte sie auch nicht besonders groß und schwer sein, weil der Erhaltungsbedarf der Kuh die Flächenproduktivität und damit auch die Wirtschaftlichkeit reduziert. Gezielte Kreuzungen zwischen Milch- und Fleischrassen könnten eine brauchbare und auch preislich interessante Alternative zu reinrassigen Mutterkühen darstellen. Die Leistungsfähigkeit und Vitalität bzw. Fitness von Mischlingen oder Hybriden ist, bedingt durch den Heterosiseffekt, höher als jene von reinerbigen Vorfahren.
In einem langfristigen Forschungsprojekt mit Mutterkühen wurde an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein die Eignung von Kreuzungskühen als Mutterkühe untersucht. Angesichts der Ergebnisse scheint vor allem der Einsatz von F1-Gebrauchskreuzungstieren Milchrasse (HF bzw. ev. auch BS) x Angus als Mutterkühe eine sinnvolle Alternative zu reinrassigen Mutterkühen aus der Milchviehhaltung zu sein. Neben einem guten Charakter und Mutterinstinkt, hervorragenden Fruchtbarkeitswerten, einer zufriedenstellenden Milchleistung und einer deutlich niedrigeren Lebendmasse als FV- bzw. FVxAA-Tiere, wiesen ihre Nachkommen gute Mast- und Schlachtleistungen und eine sehr gute Fleischqualität auf. Zudem benötigten die HFxAA-Mutterkühe und ihre Kälber am wenigsten Futterfläche und zeigten die höchste Flächenproduktivität.
Mit Hilfe von Kooperationen zwischen Milch- und Mutterkuhhaltern könnten passende und günstige Kreuzungstiere für die Mutterkuhhaltung gewonnen werden und diese Kooperationen könnten sich auch positiv auf die wirtschaftliche Situation beider Kooperationspartner auswirken.
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