Die unterschiedlichen Partikellängen der Grassilagen wurde durch Einsatz verschiedener Erntetechniken (H=Feldhäcksler, K=Kurzschnittladewagen, L=Langschnittladewagen) erreicht. Die Erhöhung des Trockenmassegehaltes der Grassilage von 35 (T35) auf 50 % (T50) erfolgte durch Verlängerung der Anwelkdauer am Feld. Die Grundfutterration setzte sich zu 60 % Grassilage und 40 % Maissilage zusammen und wurde mit 25 (K25) bzw. 55 % (K55) Kraftfutter ergänzt. Die Untersuchung mit den pansenfistulierten Rindern erfolgte in Form eines unvollständigen lateinischen Quadrates über 6 Versuchsperioden zu jeweils 14 Tagen. Der Versuch mit Milchkühen wurde in zwei getrennten lateinischen Quadraten (KF 25 und KF 55) mit 12 Tieren über 6 Versuchsperioden zu jeweils 14 Tagen durchgeführt.
Die mittlere Partikellänge der Grassilage betrug in den Gruppen H, K und L bei niedriger Anwelkstufe (T35) 38, 62 und 148 mm und bei hoher Anwelkstufe (T50) 32, 61 und 141 mm. Im Durchschnitt beider Anwelkstufen lag in den Gruppen H, K und L die mittlere Partikellänge der Gesamtration bei niedriger Kraftfutterergänzung (K25) bei 20, 31 und 69 mm. Bei hoher Kraftfutterergänzung (K55) betrug diese 13, 20 und 42 mm.
In T35 wurden deutliche Effekte des Ernteverfahrens auf die Verdaulichkeit der OM (73,1, 71,3, 66,2) und den Energiegehalt (10,3, 10,1, 9,3 MJ ME) der Grassilagen festgestellt. Bei hoher Anwelkstufe (T50) ergab sich keine Einflüsse des Ernteverfahrens auf die Verdaulichkeit der OM (71 %) und die Energiekonzentration (10,1 MJ NEL) festgestellt. In Gruppe T50 kam es jedoch bei der Vergärung bzw. Lagerung zu Schimmelbildung. Die betroffenen Futterbereiche konnten nicht verfüttert werden.
In der Untersuchung mit fistulierten Rindern (Versuch 1) kam es durch das Ernteverfahren (H, K, L) zu keiner Beeinflussung der Pansenfermentation, der Verdaulichkeit der Gesamtration und der utterund Nährstoffaufnahme. In den Gruppen T50 wurde signifikant weniger Grassilage als in T35 aufgenommen. Der pH-Wert sowie die Konzentrationen an flüchtigen Fettsäuren und NH3 im Pansensaft wurden durch den T-Gehalt der Grassilage nicht beeinflusst. Die Erhöhung des Kraftfutteranteils (K25 bzw. K55) führte zu einer Reduktion der Grundfutteraufnahme von 9,0 auf 6,6 kg T und zu einem Anstieg der Gesamtfutteraufnahme von 12,0 auf 14,6 kg T. In K55 wurde im Vergleich zu K25 eine signifikant geringere Verdaulichkeit der XF (67 bzw. 60 %), der NDF (63 bzw.
59 %) und der ADF (63 bzw. 59 %) festgestellt. Der pH-Wert des Pansensaftes lag im Tagesmittel in K25 mit 6,4 signifikant über Gruppe K55, bei der ein Mittelwert von 6,2 festgestellt wurde. Im 30 tageszeitlichen Verlauf des pH-Werts wurden die größten Differenzen zwischen den Kraftfutterniveaus etwa 4 - 7 Stunden nach Fütterungsbeginn festgestellt.
Auch in den Untersuchungen mit Milchkühen (Versuch 2) kam es durch das Ernteverfahren bzw. die Partikellänge der Grassilagen zu keiner Beeinflussung der Futter- und Nährstoffaufnahme, der Nährstoffversorgung, der Milchleistung und der Blutparameter der Kühe. Die Erhöhung des Trockenmassegehaltes der Grassilagen (T35 bzw. T50) verringerte die Grassilage- und Grundfutteraufnahme signifikant. Die Grundfutteraufnahme lag bei 12,5 (T35) bzw. 11,3 kg T (T50).
Die Tiere nahmen in Gruppe T50 jedoch mehr Kraftfutter und auch Maissilage auf als in Gruppe T35. Die Erhöhung des Kraftfutteranteils (K25 bzw. K55) führte zu einer Reduktion der Grundfutteraufnahme von 14,2 auf 9,6 kg T und zu einem Anstieg der Gesamtfutteraufnahme von 19,8 auf 21,8 kg T. In der Milchleistung wurden keine statistisch gesicherten Differenzen zwischen den Kraftfutterstufen festgestellt (25,7 bzw. 27,9 kg). Der Rückgang des Fettgehaltes von 4,77 auf 4,24 % lag an der Signifikanzgrenze.
Es wurde kein Einfluss der Partikellänge der Grassilage bzw. Erntetechnik auf die Pansenfermentation, Verdaulichkeit und Futteraufnahme festgestellt. Das hohe Anwelken der Grassilage führte zu einer schlechteren Futterkonservierung und geringeren Grundfutteraufnahme.
Durch Erhöhung des Kraftfutteranteils kam es zu einem Rückgang des pH-Wertes im Pansen und zu einer Reduktion der Verdaulichkeit der Strukturkohlenhydrate. Bei einem Kraftfutteranteil von 55 % war die Ration hinsichtlich der Strukturkohlenhydrat- bzw. Nichtstrukturkohlenhydratversorgung im Grenzbereich.