Ein Zaun grenzt ab, gibt uns Hütesicherheit für unsere Tiere und bietet diesen zusätzlichen Schutz vor Beutegreifern. Zu diesen Themen wurde beim „Aktionstag Elektrozaun“ an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein referiert.
War es früher der Stacheldraht, der überall seine Verwendung fand, wird heute ein elektrifizierter Zaun mit Draht oder Litzen als modern angesehen. Ein Elektrozaun ist flexibel in seiner Anwendung: Er kann als Festzaun als Grenze oder für Koppeln eingesetzt werden, aber auch für kurzzeitig errichtete Abgrenzungen, je nach Anforderungen an Hütesicherheit und Schutzbedürfnis vor Wolf oder Goldschakal. Die Verletzungsgefahr durch einen Elektrozaun ist im Vergleich zum Stacheldraht bei Tier und Mensch geringer und ist kostengünstiger im Bau.
Im ersten Fachvortrag von Johann Kaltenegger wurde die Funktionsweise eines Elektrozaunes beschrieben und gängige Baufehler eines Elektrozaunes erörtert. Johann Kaltenegger wies auch darauf hin, dass für einen funktionierenden Elektrozaun die Erdung der zentrale Teil ist. Die Besucher konnten an einer Zaunanlage unter fachlicher Aufsicht das erlernte Wissen gleich selbst umsetzen. Mit der Präsentation der neuersten Produkte von den Zaunherstellern und einer innovativen elektronischen Zaunüberwachung wurden die Besucher aus erster Hand informiert.
HBLFA Raumberg-Gumpenstein als Herdenschutzkompentenzzentrum
Wie sich ein Herdenschutzzaun von einem herkömmlichen Zaun zur Hütesicherheit unterscheidet, wurde von Reinhard Huber (HBLFA Raumberg-Gumpenstein) den Zuhörern nähergebracht. Mit vier Litzen mit einem Bodenabstand von 20, 40, 60, und 90 cm und mindestens 3.500 Volt durchgehend an jeder Stelle des Zaunes bietet dieser einen Grundschutz gegen große Beutegreifer. Für eine umfassende Information und als Ergänzung wurde die Broschüre des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs zum technischen Herdenschutz mit umfassenden Beschreibungen und Anleitungen zum Bau und Fehlervermeidung zur freien Entnahme aufgelegt.
Sollte doch ein Übergriff durch einen Beutegreifer stattfinden, gibt es die Möglichkeit für Landwirte ein Beutegreifer-Notfallteam in Anspruch zu nehmen. Wie die Bauern zu dieser Hilfe kommen und was so ein Team leisten kann, wurde anhand der Einsätze des Jahres 2021 besprochen.
Eine technische Unterstützung bieten GPS-Tracker zur Weidetierüberwachung, welche die Tiersuche bei unübersichtlichen Weide- und Almflächen enorm erleichtern. Mit den Daten der Tracker kann zusätzlich die Beweidung von Flächen nachgewiesen werden oder durch das Bewegungsmuster der Herde können Rückschlüsse auf mögliche Angriffe von großen Beutegreifern gezogen werden.
Der Wolf im Bezirk Liezen
Dass der Wolf auch im Bezirk Liezen anwesend ist, zeigte Albin Blaschka (Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs) anhand der Verbreitungskarten des Wolfes in Österreich und brachte zwei Beispiele aus der Region. Ein Wolf, der erstmals im März 2021 südlich von Salzburg seine DNA hinterließ, wurde zwischen Juli und September 2021 bei Rissen an Schafen rund um die Grabneralm durch DNA-Nachweise als Täter entlarvt. Im Jänner 2022 wurde derselbe Wolf (Kennung 105M) in Hall bei Admont anhand seiner DNA-Spuren bei Wild erneut nachgewiesen. Außerdem konnte ein Wolf auf der Weißenbachalm im Ausseerland 2021 nachgewiesen werden.
Eine Auswertung der Risszahlen zeigt, dass 40% der Übergriffe auf Heimweiden stattfinden. Diese Weiden könnten nach Bedarf mit einem elektrifizierten Zaun geschützt werden. Die Vortragenden sind sich einig, dass viele Almen nicht als Ganzes eingezäunt werden können. Hier braucht es weitere Maßnahmen, die für die konkrete Alm passen und für die Bewirtschafter umsetzbar sind. Da sich jede Alm von der anderen unterscheidet, werden diese angepassten Maßnahmen immer unterschiedlich sein und bedürfen auch einer laufenden Anpassung.