Im Projekt wird das Ausmaß der Mobilisation/Retention bei unterschiedlicher Energieversorgung im Laufe eines ganzen Laktationszyklusses festgestellt.
Zu Beginn der Laktation (in der Phase höchsten Nährstoffbedarfs und geringster Futteraufnahme) mobilisiert die Kuh Nährstoffe (bes. Fettreserven), um den Bedarf für die Milchsynthese abzudecken. Das zweite Drittel der Laktation ist durch eine relativ ausgeglichene Energiebilanz gekennzeichnet. In der letzten Phase der Laktation und ganz besonders in der Hochträchtigkeit findet eine Retention (Wiederauffüllen) von Nährstoffen statt, die zu Beginn der nächsten Laktation wieder zur Mobilisation bereitstehen, usw. Das Ausmaß der Mobilisation hängt von der Energieversorgung (Kraftfutteranteil, Grundfutterqualität) und vom Leistungspotenzial der Kuh ab (POND 1984, CHILLIARD 1987, CHILLIARD et al. 1991, CHILLIARD et al. 2000, BELL & BAUMAN 1994, McNAMARA 1994, SCHWAGERSUTER et al. 2001).
Dieser bei allen weiblichen Säugetieren anzutreffende Produktionszyklus von Mobilisation und Retention hat positive und negative Aspekte. Aus der Sicht der Evolution war es für die Überlebensrate der Jungen von besonderem Vorteil, dass deren Ernährung über die Muttermilch (zum Teil) unabhängig von der Nährstoffversorgung der Muttertiere ist (wegen deren Fähigkeit zur Mobilisation). Diese genetisch und evolutionär sichtlich tief verankerte Fähigkeit zur Mobilisation kann auch unter modernen Bedingungen der Milchproduktion als Vorteil genützt werden, indem die für die Milchsynthese erforderlichen Nährstoffe nicht zur Gänze über das Futter abgedeckt werden müssen, sondern zum Teil von der Mobilisation bestritten werden. Als Folge sind Rationen mit einem geringeren Kraftfutteranteil möglich (geringere Pansenbelastung [Azidose, Wiederkäuergerechtheit etc.], artgerechtere d.h. grundfutterbetonte Rationen, ökologischer und ökonomischer Aspekt [Betriebsmittelzukauf, Nährstoffimport in den Betrieb]). Dem steht allerdings die Tatsache entgegen, dass bei der Mobilisation von Fett den Stoffwechsel stark belastende bzw. schädigende Metaboliten (β-Hydroxy-Buttersäure, Aceton, Acet-Acetat) auftreten, die das wirtschaftlich sehr bedeutende Krankheitsbild der Ketose (Azetonämie) hervorrufen (starker Leistungsrückgang, häufig Ausfall von Tieren).
Im Projekt wird das Ausmaß der Mobilisation/Retention bei unterschiedlicher Energieversorgung im Laufe eines ganzen Laktationszyklusses festgestellt. Dies erfolgt direkt in sog. Respirationskammern (Parallelversuch an der Universität Hohenheim) oder durch indirekte bzw. Schätzmethoden (D2O, 12C/13C-Isotopen; Body Condition Score). Gleichzeitig werden die Auswirkungen auf Stoffwechsel und Klauengesundheit exakt verfolgt. Aus den Ergebnissen lässt sich das optimale Energieniveau in der Milchviehfütterung ableiten und dieses Projekt spricht somit ein zentrales Thema der Milchviehfütterung an (EDMONSON et al. 1989, GEARHART & CURTIS 1990, RUEGG & MILTON 1995, GILLUND et al. 2001, PRYCE et al. 2001). Die Fragestellung ergibt folgenden Versuchsplan:
Versuchsplan: Kraftfutteranteile in den Laktationsphasen
Energieniveau |
1.Laktationsdrittel |
2.Laktationsdrittel |
3.Laktationsdrittel |
Trockenstehzeit |
Niedrig |
20 |
10 |
20 |
15 |
Mittel |
40 |
30 |
20 |
15 |
Hoch |
60 |
50 |
20 |
15 |
Für den Versuch werden 63 Kühe aus der Milchviehherde des LFZ Raumberg-Gumpenstein herangezogen. Aus dem Versuchsplan geht hervor, dass die unterschiedliche Energieversorgung in den einzelnen Laktationsphasen durch verschiedene Kraftfutteranteile erreicht wird. Die Fütterung zu Laktationsende und in der Trockenstehzeit erfolgt in allen Gruppen gleich, um den Einfluss der Energieversorgung zu Laktationsbeginn auf die Reaktion aller Versuchsparameter (Futteraufnahme, Nährstoffretention, Stoffwechsel etc.) bestimmen zu können.
Weitere Informationen zur Projektabwicklung gibt es in der Datenbank für Forschung und nachhaltige Entwicklung (Dafne) -> Link