Es kann auch erwartet werden, dass zukünftig die Produktion von Einstellern für die Ausmast weiter an Bedeutung gewinnen wird. Zunehmend werden diese Einsteller auch von extensiv wirtschaftenden Betrieben (Extensivgrünland, geringer Arbeitseinsatz, früher Absetztermin etc.) erzeugt werden. Im Forschungsprojekt sollen daher Fragen zur extensiven Mutterkuhhaltung, bei Einsatz mäßiger Grundfutterqualität, bearbeitet werden. Die Futterqualität beeinflusst die Futter- und Nährstoffaufnahme und damit die Milchleistung, Körperkondition, Physiologie sowie Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und Kälberentwicklung und schlussendlich die Wirtschaftlichkeit und den Nährstoffkreislauf von Mutterkuhbetrieben. Mäßige Grundfutterqualität führt bei Mutterkühen in der Säugeperiode zu einer deutlichen und lange andauernden Nährstoffunterversorgung und entsprechender Abnahme der Körperkondition. Nur bei einem an die Futterqualität angepassten Absetztermin (je geringer die Qualität desto früher) können die Körperreserven bis zur neuerlichen Abkalbung wieder „aufgefüllt" werden, damit keine negative Beeinflussung der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit hervorgerufen wird.
Im Rahmen des vorliegenden Projektes wird dazu am LFZ Raumberg-Gumpenstein ein Exaktversuch mit Mutterkühen der Rasse Fleckvieh durchgeführt. Geprüft werden die Auswirkungen auf die Futter- und Nährstoffaufnahme, Milchleistung und Körperkonditionsentwicklung sowie Nährstoffversorgung und -ausscheidung, physiologische Parameter, Tier- und Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, die Entwicklung der Jungrinder bis zum Absetzen, die Mastleistung in der Ausmast bis hin zur Fleischqualität und Wirtschaftlichkeit sowie ökologisch relevante Aspekte (Nährstoffflüsse). Um zusätzlich den Effekt des Absetztermins mitbearbeiten zu können, werden die Jungrinder mit 180 bzw. 270 Tagen von den Kühen abgesetzt.
Zusätzlich werden auch Daten eines extensiv wirtschaftenden Praxisbetriebes mit ca. 170 Mutterkühen ( „Krutzler KEG" - Lafnitztal in A-7411 Loipersdorf im Burgenland) hinsichtlich Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und Leistung ausgewertet.
Im Projekt werden die Möglichkeiten und Auswirkungen sowie die Grenzen der Extensivierung im Mutterkuhbetrieb bearbeitet. Im Gegensatz zur derzeitigen „intensiveren" Produktion von Jungrindern (Jungrindfleisch - Schlachtung mit 300 - 400 kg Lebendgewicht) bzw. Einstellern (Verkauf an den Ausmastbetrieb mit 300 - 350 kg Lebendgewicht) sollen im vorliegenden Projekt die Auswirkungen extensiver Fütterungsbedingungen auf Tier- und Managementfaktoren untersucht werden.
Dabei soll die Hypothese geprüft werden, ob unter extensiven Bedingungen ein früherer Absetztermin die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Mutterkühe verbessern kann.
Tabelle: Möglichkeiten in der Mutterkuhhaltung
Einsteller |
Jungrindfleisch |
Zucht |
||
extensiv |
intensiver |
intensiver |
intensiver |
|
Absetzen, Monate |
5 - 7 |
6 - 9 |
8 - 11 |
6 - 9 |
Verkauf, Monate |
4 - 6 |
6 - 10 |
9 - 12 |
16 - 24 |
Futterqualität |
mäßig |
gut |
gut |
gut - sehr gut |
Bio möglich |
ja |
ja |
ja |
ja |
Die Ergebnisse des Versuchs sollen die Grundlage für Beratungsempfehlungen für extensiv wirtschaftende Mutterkuhbetriebe darstellen. Die Ziel sind Basisdaten, die zu einem angepassten Management und einer tier-, umwelt- und produktgerechten Fütterung von Mutterkühen und deren Jungrindern führen.
- Neben den grundlegenden Ergebnissen zur Futteraufnahme und Nährstoffversorgung sollen mit dem vorliegenden Forschungsprojekt vor allem die Auswirkungen der extensiven Mutterkuhhaltung auf physiologische Parameter, die Tiergesundheit und Fruchtbarkeit untersucht werden.
- Die ökonomischen Auswirkungen werden mit Hilfe einer betriebswirtschaftlichen Auswertung evaluiert.
- Die ökologischen Auswirkungen werden mit einem Betriebsmodell berechnet.
Exaktversuch an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Es werden 8 Mutterkühe der Rasse Fleckvieh mit einem Erstabkalbealter von ca. 26 bis 30 Monaten in den Versuch gestellt. Die Besamung der Kalbinnen erfolgt mit der Vaterrasse Limousin (Legionär). In den weiteren Laktationen werden die Kühe einheitlich mit Charolais (Ahn) als Vaterrasse belegt.
Der Versuch mit Mutterkühen erstreckt sich über 3 vollständige Säuge- und Trockenstehperioden, um die mit der Fragestellung verbundenen möglichen Langzeiteffekte auf die Tiergesundheit- und Fruchtbarkeit beurteilen zu können.
Die Mutterkühe und Jungrinder erhalten zur freien Aufnahme spät geerntetes Grünlandfutter (Mitte bis Ende der Blüte, Energiekonzentration 4,8 bis 5,2 MJ NEL) einer zweischnittig genutzten Dauergrünlandfläche (Grassilage - 1. Aufwuchs; Heu - 2. Aufwuchs). Eine zusätzliche Kraftfutterergänzung ist nicht vorgesehen. Die Düngung der Dauergrünlandfläche erfolgt mit dem Tretmist der Mutterkuhherde.
Die Futteraufnahme der Kühe und Jungrinder wird bei Laufstallhaltung täglich tierindividuell (Calan-System) erhoben. Die Mineralstoffversorgung der Mutterkühe und Jungrinder erfolgt über eine bedarfsgerechte Versorgung über Mineralstoffmischungen und Viehsalz. Der Flächenertrag der extensiv genutzten Dauergrünlandwiese wird, um auch ökologische und ökonomische Fragestellungen beantworten zu können, erhoben.
In der Ausmast der Jungrinder erfolgt die Fütterung mit Maissilage, Heu und Kraftfutter sowie Mineralstoffen und Vitaminen.
Folgende Parameter werden untersucht:
- Nährstoffgehalte (Weender, Gerüstsubstanzen, Mineralstoffe- und Spurenelemente, Energiebestimmung mittels Cellulase-Methode) der Grassilagen sowie des Heus und der Maissilage
- Milchleistung (Säugeperiode 180 bzw. 270 Tage)
- Physiologische Parameter (Milchprogesteron, Urea, Crea, Tbil, GOT, GGT, ß-HBSre, FFS, Ca, P, Mg, Gluc, Insulin)
- Bakteriologische Milchprobenuntersuchung
- Eutergesundheit
- Fruchtbarkeits- und Gesundheitsparameter
- Lebendmasse, BCS und Mastleistung
- Mast- und Schlachtleistung sowie Fleischqualität
Lebendmasse, Schlachtmasse, EUROP-Klassifizierung, Ausschlachtung, Zerlegung der rechten Schlachthälfte zur Ermittlung der Gewebeanteile (Fleischanteil, Fettabschnitte, Knochen, Nährstoffgehalt des Rückenmuskels, Trockenmasse, Gesamtfett, Rohprotein, Rohasche (M.l.d), Scherkraftmessungen - Rückenmuskel, Fleisch- (Rückenmuskel) und Fettfarbe (Oberflächenfett-Brustbereich), Verkostung des ungewürzten Fleisches (Zartheit, Saftigkeit, Geschmack, Gesamteindruck), Tropfsaftverlust (Rückenmuskel), Kochsaftverlust (Rückenmuskel), pH-Messung (Rückenmuskel) - Nährstoffversorgung und Nährstoffkreislauf
- Wirtschaftliche Berechnungen
Weitere Informationen zur Projektabwicklung gibt es in der Datenbank für Forschung und nachhaltige Entwicklung (Dafne) -> Link