Die offizielle Sortenwertprüfung erfolgt im Osten Österreichs unter trockenen und warmen klimatischen Voraussetzungen, aber die Bedingungen im Westen Österreichs sehen völlig anders aus. Kartoffelsorten, die in der offiziellen Sortenwertprüfung gut abschneiden, können sich im kühleren und feuchteren Klima ganz anders entwickeln, besonders auch im Hinblick auf den Krankheitsdruck.
Der Lungau ist ein altes, traditionelles Kartoffelanbaugebiet, wo die Gefahr der Virusübertragung durch Blattläuse relativ gering ist und deshalb als Gesundungsgebiet gilt. Auch die Saatgutproduktion hat im Lungau ihren Stellenwert. Heutzutage werden der Großteil der im Lungau erzeugten Kartoffeln biologisch angebaut. Für diese Landwirte ist es ganz wichtig, die besten Sorten herauszufinden, die sich gut und ohne Probleme produzieren lassen und nach denen vom Konsumenten her eine entsprechende Nachfrage gegeben ist. Zur Prüfung verschiedener Kartoffelsorten legt die Abteilung Ackerbau der BAL Gumpenstein in Zusammenarbeit mit der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Tirol, mit der Bezirksbauernkammer Tamsweg und dem Saatbauverein Lungau einen Feldversuch im Lungau an, bei dem acht Sorten auf Ertrag und Qualität (auch die Erfassung der Speisequalität) zählt, getestet werden.
2. Einfluss von Standort und Düngung verschiedener Kartoffelsorten auf Ertrag und Qualität
Der biologische Kartoffelanbau hat einen ganz besonderen Stellenwert, weil sich gerade bei dieser Kulturart eine Direktvermarktung gut durchführen lässt und vom Konsumenten rege nachgefragt wird. Deshalb ist es für Biobauern, die Kartoffeln direkt vermarkten möchten, wichtig, gut schmeckende, den Qualitätskriterien entsprechende Kartoffeln zu erzeugen, die rasch und zügig abgesetzt werden können. Dabei gelten für verschiedene Standorte unterschiedliche Bedingungen, zum einen aus klimatischen Gründen, zum anderen aus der Tatsache heraus, dass in manchen Regionen bestimmten Sorten gegenüber anderen vom Konsumenten der Vorzug gegeben wird. Somit ist es wichtig, über ein größeres Sortiment Bescheid zu wissen, wenn man die regionalen Besonderheiten auch noch mit einbezieht.
Sorten, die sich für den biologischen Anbau in anderen europäischen Ländern, unter völlig anderen klimatischen Verhältnissen gut bewährt haben, sollten unbedingt in dieses Sortenspektrum aufgenommen werden.
Im konkreten Fall soll im Rahmen dieser wissenschaftlichen Tätigkeit ein speziell ausgesuchtes Spektrum an Kartoffelsorten an verschiedenen Standorten unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf Ertrag und Qualität geprüft werden. Dazu zählen ein Standort in Lambach, unter günstigen klimatischen Voraussetzungen, allerdings in einem Gebiet mit eher starken Niederschlägen. Dazu sollen im Gegensatz im inneralpinen Gebiet des Lungau ebenso Versuche gemacht werden, wobei der Lungau einerseits ein Gesundungsgebiet im Hinblick auf Viruserkrankungen darstellt, andererseits ein Vermehrungsgebiet für Kartoffeln, auch im biologischen Anbau, was eine wichtige Einkommensquelle für die Landwirte bedeutet. Ebenso sollen im Ennstal und im Bereich des Oberen Murtales verschiedene Sorten auf ihre Anbaueignung unter biologischen Bedingungen getestet werden.
3. Bekämpfungsmöglichkeiten von Rhizoctonia solani im biologischen Kartoffelanbau
Rhizoctonia solani, die sogenannte Wurzeltöterkrankheit, ist speziell im biologischen Kartoffelanbau zu einem großen Problem geworden. Durch die ständige Zufuhr von organischem Material, das durch Düngung und Fruchtfolge in den Acker eingebracht wird, erhöht sich das Infektionspotential erheblich. Während im konventionellen Kartoffelbau gegen Rhizoctonia eine Saatgutbeizung erfolgreich eingesetzt werden kann, besteht bei biologischer Wirtschaftsweise diese Möglichkeit nicht. Gerade in der Saatgutvermehrung wird dieses Manko immer wieder deutlich, aber auch für die Konsumware bedeutet ein starker Befall mit Rhizoctoniapocken oder anderen sichtbaren Anzeichen dieser Krankheit eine deutliche Qualitätsminderung.
Einige sogenannte Pflanzenstärkungsmittel wurden schon in verschiedenen Versuchen in Deutschland getestet, führten aber zu keinem wirklich befriedigendem Ergebnis. Deshalb warten jene Landwirte, die davon massiv betroffen sind, auf andere Möglichkeiten, um gegen Rhizoctonia solani gezielt vorgehen zu können. Pflanzenbauliche Maßnahmen zählen dazu, wie Vorkeimen des Pflanzgutes, was relativ schwierig ist, wenn das Pflanzgut erst kurz vor dem Setzen zu beziehen ist. Entsprechend hohe Bodentemperaturen bei der Pflanzung wären günstig, wie es im Jahr 2002 und teilweise auch 2003 der Fall war, aber diesen Faktor kann man nicht mitplanen, weil er nicht vorhersehbar ist. Außerdem kann über die Versorgung der Äcker mit schon verrottetem Stallmist ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung dieser Kartoffelkrankheit geleistet werden, ebenso durch die Einhaltung einer möglichst weiten Fruchtfolge, in der nicht zu viel organische Masse in den Boden eingearbeitet wird. Nachdem aber gerade in klimatisch eher ungünstigen Gebieten von der Fruchtfolge her nicht allzu viele Gestaltungsmöglichkeiten gegeben sind, wird es äußerst schwierig, hier Gegenmaßnahmen zu setzen. In Gebieten mit einer sehr weiten Fruchtfolge, in welcher die Kartoffeln nur alle 7 bis 8 Jahre angebaut werden, ist das Problem mit Rhizoctonia solani wesentlich geringer als dort, wo Kartoffeln alle 3 bis 4 Jahre auf demselben Acker angebaut werden.
Nachdem gerade der Lungau zwar ein Kartoffel-Gesundungsgebiet ist, dort aber massive Probleme mit Rhizoctonia solani auftreten, soll an diesem Standort ein Versuch zu diesem Thema durchgeführt werden.
Kartoffelacker
HBLFA Raumberg-Gumpenstein