10 Tage vor diesem Termin und 10 Tage danach wurden je ein verbleibendes Drittel geerntet, um die Entwicklungsdynamik des Almfutters zu bestimmen. Der Ertrag im ersten Aufwuchs und die Nährstoffe im Futter wurden bestimmt. Zur Untersuchung der Klimaveränderung wurde der langjährige Datensatz der ZAMG-Station in Admont zwischen 1990 und 2019 ausgewertet. Dessen Eignung wurde vorab über das lokale Messstationsnetz der Integrativen Kooperationsplattform Johnsbachtal geprüft. Für Zukunftsprognosen werden die Klimaszenarien für Österreich der Arbeitsgruppe ÖKS15 genutzt (ÖKS15 2015).
Die Untersuchung der Klimadaten zeigte, im Vergleich zur ersten Periode von 1993-1996 einen Anstieg der Temperatur im jeweiligen Monat vor der Ernte um 13,8 % oder 2,1 °C und einen Rückgang des Niederschlages um 6,8 % oder 10 mm. Die Erwärmung hat zu einem früheren Vegetationsbeginn von rund 14 Tagen geführt, weshalb zum festen Erntetermin bereits um 13,8 % mehr an Futterertrag zu finden war. Dieses Futter war um jeweils mindesten eine phänologische Phase weiter und befand sich nun nicht mehr in der 1993-1996 beobachteten Weidereife, sondern mindestens in der Blüte. Damit verbunden konnte eine veränderte Zusammensetzung der Strukturkohlenhydrate beobachtet werden. Entlang der Entwicklungsdynamik der Vegetation lagern die Pflanzen entlang des Höhengradienten mehr an Strukturkohlenhydraten ein. Insgesamt sinkt deshalb der Futterwert. Um auf diese Entwicklung zu reagieren, dürfen Almbauern in Zukunft den Almauftriebstermin nicht zu spät ansetzen. Traditionelle Termine bzw. rechtlich verankerte Termine müssen unbedingt überdacht werden, da der Weidebeginn unter Anwendung der Prognosen des ÖKS15 bis zur Periode 2071-2100 ab heute noch weitere 5 Wochen früher stattfinden könnte. Diese Aussage bezieht sich auf Standorte mit ausreichendem Niederschlag im Frühling und Frühsommer. Im gesamten Beobachtungszeitraum ist außerdem der Tierbesatz an Weidevieh in Folge der Strukturänderung in der Landwirtschaft um 18,2 % zurückgegangen. Die stärkere Dynamik der Vegetation und der Rückgang der Weidetiere werden in Zukunft zu einem weiteren Rückgang von Qualitätsweiden auf den Almen führen. Als Gegenmaßnahmen sind eine systematische Beweidung und eine weiterhin aktive Weidepflege durch die Almbauern unbedingt notwendig. Dass dafür die Landwirtschaft im Berggebiet intakt bleiben muss, versteht sich von selbst.