Generhalt

    An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird die Veredelungszüchtung von österreichischen Ökotypen von Gräsern und kleinkörnigen Leguminosen durchgeführt. Es ist ein Anliegen, die genetische Vielfalt des Grünlandes in unserer Genbank zu sichern und klimaangepasste Sorten speziell für die Bewirtschaftungsverhältnisse in Österreich zu entwickeln und zu vermehren.

    Generhaltung für Grünlandarten und Sorten

    Die Veränderungen in der Bewirtschaftung unserer Kulturlandschaft nahmen in den letzten Jahren rasant zu. Das betrifft auch die Grünlandwirtschaft. Einer ökologisch orientierten, umweltverträglichen, stark förderungsabhängigen Berglandwirtschaft steht der ökonomische Zwang zur Intensivierung und ökonomischen Optimierung in den intensiven Grünlandproduktionsgebieten gegenüber. Der ungebrochene Trend zur Erhöhung der Schnittfrequenz bzw. der Weideintensität – mittlerweile ist die Kurzrasenweide auch bereits in den Alpenraum vorgedrungen – bringt die Dauergrünlandbestände im Alpenraum zunehmend an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Klima, Geologie, Topografie und die traditionellen Bewirtschaftungsformen brachten eine Vielzahl an unterschiedlichen, sehr artenreichen Grünlandbeständen hervor. Diese bilden die Basis für die hohe Biodiversität an Pflanzen und Tieren im Alpenraum. Der Anteil des extensiven Grünlands mit natürlichen Beständen ist nun allerdings seit Jahrzehnten rückläufig.

    Auf besseren Standorten wird die Bewirtschaftung oft intensiviert was zur Folge hat, dass die Artenvielfalt sehr schnell zurück geht. Auf schlechteren Standorten kommt es wiederrum häufig zu einer Aufgabe der Nutzung, da diese meist mit Aufforstung verbunden ist. Dies führt zu einem weiteren Rückgang des Extensivgrünlands. Der Schutz, die Erhaltung und nachhaltige Nutzung dieser genetischen Ressourcen des Extensivgrünlandes ist daher eine wesentliche Aufgabenstellung. Die Erhaltung der genetischen Diversität innerhalb der Arten ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität dieser Pflanzengesellschaften. In Hinblick auf die so unterschiedlichen Klimazonen Österreichs und der Vielfalt an Standorts- und Bewirtschaftungsfaktoren gilt es, die dadurch entstandene genetische Diversität zu erfassen, zu sichten und zu sichern. Allerdings wird dieses Ziel durch Maßnahmen der in situ Erhaltung allein nicht erreichbar sein. Inzwischen gibt es Möglichkeiten, solche wertvollen Lebensräume nicht nur zu schützen, sondern auch wieder neu in unsere Kulturlandschaft zu integrieren.

     

    Pflanzenbauliche Alternativen - Ackerkulturen

    Bis ins vergangene Jahrhundert war der Ackerbau in den inneralpinen Lagen weit verbreitet. Neben Kartoffeln wurden auch unterschiedliche Getreidearten für die Ernährung von Mensch und Vieh angebaut. In den vergangenen Jahren erlebte der Anbau dieser Kulturen kleinräumig oft eine Renaissance da sich Betriebe auf diese Nischenprodukte spezialisieren und die Produkte über Hochqualitätsschienen oder Direktvermarktungsstrategien vertreiben.

    Pflanzenbauliche Alternativen - Sonderkulturen

    Unser Schwerpunkt in diesem Bereich ist der Obst und Weinbau. Durch die oftmals südseitig exponierten steilen Hanglagen, können bei mangelnder Bodendeckung enorme Erosionsschäden auftreten. An den Standort angepasste Dauerbegrünungen verbessern die Befahrbarkeit der Anlagen, die Bodenstruktur und biologische Aktivität im Boden und sind natürlich eine wichtige Erosionsschutzmaßnahme. Entscheidend ist die richtige Saatgutmischung, damit z. B. in Steillagen die Begrünung bei Feuchtigkeit nicht rutschig wird oder es zu keiner Wasser- und Nährstoffkonkurrenz auf Trockenstandorten kommt. In der Praxis werden diese Zielsetzungen sehr oft nicht erreicht. Die Frage, ob dabei ein mangelhafter Einsatz der Begrünungstechnik, eine für Standort, Klima und Bewirtschaftungsbedingungen nicht geeignete Saatgutmischung oder Fehler bei der Pflege der Begrünung für den Misserfolg verantwortlich zeichnen, ist meistens nicht so einfach zu beantworten. Mit Übersaatgeräten, wie sie für Anlage und Nachsaat von Grünlandbeständen entwickelt worden sind, lassen sich auch im Obstbau Dauerbegrünungen nach dem heutigen Stand der Technik etablieren. Regelmäßige Nachsaat solcher Bestände hilft auch bei starker Beanspruchung, Lücken wieder zu schließen und einen hohen Anteil erwünschter Arten und Sorten in den Begrünungen zu erhalten. Moderne Begrünungsmischungen sind in erster Linie aus Gräser-Rasensorten zusammengesetzt. Sie sind persistent gegen mechanische Beanspruchung, regenerationsfreudig, haben eine geringe Biomasseproduktion und üben wenig Wasser- und Nährstoffkonkurrenz aus. Soll zusätzlich zu den bewirtschaftungsrelevanten Eigenschaften der Begrünung auch noch die Biodiversität erhöht werden, so können auch verschiedene Kräuter etabliert werden. Dabei ist allerdings zu empfehlen, diese mit einem geteiltem Säkasten zwischen den Fahrspuren auszusäen um sie bei den Überfahrten nicht zu schädigen.

    Züchtung und Saatgutproduktion

    In den klimatisch benachteiligten Grünland-Produktionsgebieten Österreichs ist die Verfügbarkeit von passenden Sorten begrenzt, da die internationalen Züchter den Alpenraum als zu kleinen Markt nicht mit eigenen Zuchtprogrammen bedienen. Mangels einer kommerziellen Futterpflanzenzüchtung startete an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein Ende der Achtzigerjahre ein umfangreiches Programm zur Züchtung von Gräsern und Leguminosen, welches speziell auf die Bedürfnisse der österreichischen Grünlandwirtschaft ausgelegt ist. In den vergangenen 25 Jahren wurde an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein Material von verschiedensten heimischen Grünlandstandorten gesammelt, beobachtet und in Hinblick auf die gewünschten Eigenschaften züchterisch veredelt. Die Gumpensteiner Sorten werden im Inland vermehrt und bilden die Basis für viele Qualitätssaatgutmischungen was den Vermehrern im europäischen Vergleich gute Marktpreise garantiert. Lag die heimische Produktion an Futterpflanzensaatgut Ende der Neunzigerjahre bei rund 165 Tonnen, verteilt auf 410 ha, so beträgt die Produktionsmenge derzeit immerhin gut 700 Tonnen, verteilt auf 1250 ha. Damit kann in Österreich inzwischen von einem Selbstversorgungsgrad von mehr als 30% ausgegangen werden. Nachdem die Futterpflanzenzüchtung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein nicht gewinnorientiert ist und sie ihre Aufgabe vor allem in einer notwendigen Ergänzung des in Österreich verfügbaren Sortenspektrums an Gräsern und Leguminosen für die Grünlandwirtschaft sieht, werden auch die zukünftigen Aktivitäten in diesem Rahmen bleiben.

    Qualitätsmischungen für das Grünland

    Das wichtigste Potenzial für einen Grünland- und Viehbauern sind seine Wiesen, Weiden und das Feldfutter. Die Pflanzenbestände dieser Grünlandkulturen sollen grasbetont, stabil in der Grasnarbe und mit Leguminosen und verträglichen Kräutern harmonisch zusammengesetzt sein. Die Leistungsfähigkeit und Ausdauer hängt dabei ganz wesentlich von den Eigenschaften der Sorten ab, welche im Zuge von Übersaat, Nachsaat oder Neuanlage durch das Saatgut eingebracht werden. Nur wer auf Saatgutmischungen zurückgreift, die sowohl den Eigenheiten von Klima und Standort als auch den Nutzungszielen optimal angepasst sind, wird mit seinen Maßnahmen Erfolg haben. Die Zusammenstellung von Saatgutmischungen für den Feldfutterbau und die Über- oder Nachsaat sowie Neuanlage von Dauergrünland hat sich, den geänderten Empfehlungen zur fachgerechten Bewirtschaftung solcher Bestände folgend, über die Jahre ebenfalls weiterentwickelt und teilweise auch stark verändert. Die Kunst der Komposition von Grünlandmischungen besteht im Wesentlichen darin, die jeweils am besten geeigneten Arten auszuwählen und in angemessenen Anteilen zusammenzufügen.

     

     

     

     

     

    An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird die Veredelungszüchtung von österreichischen Ökotypen von Gräsern und kleinkörnigen Leguminosen durchgeführt.

    An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird die Veredelungszüchtung von österreichischen Ökotypen von Gräsern und kleinkörnigen Leguminosen durchgeführt.

     @ HBLFA Raumberg-Gumpenstein

    Team

    Krautzer Bernhard. Dr.

    Dr. Bernhard Krautzer

    Institutsleitung Pflanzenbau und Kulturlandschaft
    Graiss Wilhelm, Dr.

    Dr. Wilhelm Graiss

    Abteilungsleiter
    Gaier Lukas, DI

    DI Lukas Gaier

    Futterpflanzen, Sorten- und Mischungswesen