Forschung

    Pferdeheuqualität in Österreich auf dem Prüfstand

    Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein führte in Zusammenarbeit mit dem Futtermittellabor Rosenau (LK Niederösterreich) in den Jahren 2018 und 2019 erstmals in Österreich ein Pferdeheuprojekt durch. Dazu wurden insgesamt 512 Untersuchungsergebnisse von Pferdeheuproben aus den Jahren 2015 bis 2019 ausgewertet, um die IST-Situation darstellen und aus den Erkenntnissen heraus künftig ein Bewusstsein der Pferdehalter zur Qualitätsverbesserung aufbauen zu können.

    Es kam heraus, dass über 50 % der Heupartien zu spät geerntet wurden. Spät geerntetes Heu wies Rohfasergehalte über 340 g/kg TM auf und war dadurch sehr energiearm. Die mikrobiologisch-hygienische Beschaffenheit von Heu hat für Pferde aufgrund der besonderen Empfindlichkeit des Verdauungs- und Atmungstraktes des Pferdes gegenüber Mängeln im Hygienestatus eine große Bedeutung. Bei der Verabreichung von keimhaltigem oder verschimmeltem Futter reicht der Magensaft nicht aus, um alle Keime abzutöten. Nur etwa ein Viertel der 512 Pferdeheuproben waren futterhygienisch völlig einwandfrei. Überschreitungen der VDLUFA-Orientierungswerte (OW) für verderbanzeigende, sporenbildende Schimmelpilze der Arten Penicillium, Wallemia u.a. sowie Hefen waren bei etwa einem Drittel der Heuproben zu beobachten.

    Diese Partien sind aufgrund eines mikrobiologischen Futterverderbs für die Pferdefütterung nicht geeignet! Bei empfindlichen Pferden kann bereits eine geringfügige Überschreitung des Orientierungswertes (für KG 5: kleiner 100.000 kolonienbildende Einheiten je Gramm Futter; KG 7: kleiner 150.000 KBE/g FM) bei den verderbanzeigenden Schimmelpilzen oder Hefen zu gesundheitlichen Problemen führen.

    Die Heubelüftungstrocknung kann bei effektivem Betrieb die Lagerverpilzung durch den schnellen Wasserentzug innerhalb von zwei bis drei Tagen praktisch unterbinden. Dadurch sinkt die Staubbelastung durch Pilzsporen auf ein akzeptables Minimum. Leider sind bei Pferde haltenden Betrieben kaum Unterdachtrocknungen vorhanden. Diese Technik der Heukonservierung wäre sicherlich ausbaufähig, um die Futterhygiene für Pferde deutlich zu verbessern.

    Die Ergebnisse des ersten österreichischen Pferde-Heuprojekts wurden am 7. März 2020 auf der 9. Österreichischen Pferdefachtagung vorgestellt. Insgesamt beteiligten sich 62 Pferdehalter an der Fragebogen- und Analysenaktion zur Pferdeheuqualität. Die Projektteilnehmer schickten deutlich bessere Heuqualitäten als der Durchschnitt der Praxis. Das war ersichtlich, weil drei Viertel dieser Proben futterhygienisch einwandfrei waren. Nach chemischen und mikrobiologischen Kriterien wurden die 10 besten Heuproben vorselektiert und diese Proben von einer fünfköpfigen Expertenjury mit der ÖAG-Sinnenprüfung bewertet. Die besten drei Proben des Projektjahres 2018 bzw. 2019 wurden unter Beisein von 450 Tagungsteilnehmern prämiert. Diese prämierten Heuqualitäten sind für Pferdeheu in Österreich als „Goldstandard“ heranzuziehen. Mehr Informationen zur Qualität von Pferdeheu sind unter www.pferdefachtagung.at bzw. www.gruenland-viehwirtschaft.at erhältlich.

    Pferdeheuqualität in Österreich auf dem Prüfstand

    Pferdeheuqualität in Österreich auf dem Prüfstand

     HBLFA Raumberg-Gumpenstein

    Team

    Resch Reinhard, Ing.

    Ing. Reinhard Resch

    Leitung Abteilung Analytik und Futterbewertung