Am 25. und 26. Juli trafen sich Vertreter der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs und Fachleute der AGRIDEA Schweiz zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch zum Thema große Beutegreifer. Der Wolf stellt derzeit die größte Herausforderung dar.
In der Schweiz traten die ersten Wölfe vor mehr als 20 Jahren auf. Mit diesem Problem schon lange konfrontiert, hat die Schweiz inzwischen viel Erfahrung in diesem Problembereich. Mit der steigenden Anzahl der Wölfe vermehrten sich auch die Übergriffe auf die Nutztiere. Mit Zäune, Herdenschutzhunden und Entnahmen von Problemwölfen will man in der Schweiz die Schäden minimieren.
In Österreich sind die meisten Wölfe wandernde junge Einzelwölfe. Es gibt in Österreich aktuell drei Rudel (Allentsteig, Guttenbrunn, Grenzrudel zu Bayern) und in der Schweiz 16. Bei beiden Ländern gibt es die gleichen Probleme mit den durchziehenden Wölfen: Die Route ist nicht berechenbar, treffen die Wölfe auf ungeschützte Nutztiere (meistens Schafe) kann es zu Übergriffen kommen.
Die Prävention diese Tiere stand im Fokus der Gespräche, wobei alle Betroffenen der gleichen Meinung sind: Wo es zu Übergriffen kommt, braucht es Herdenschutz. Dieser kann mit einem Elektrozaun erfolgen, durch eine Behirtung oder dem Einsatz von Herdenschutzhunden. Da es die Gesetzeslage in Österreich noch nicht erlaubt, Herdenschutzhunde einzusetzen, bleibt es vorerst beim Zaun oder Behirtung. Heimweiden mit bestehenden Zäunen sollen rasch auf Herden-schutzzäune aufgerüstet werden. Auf noch nicht geschützten Flächen ist ein Zaun nach dem derzeit vorgeschlagenen Standard zu errichten. Bei Almflächen ist jede einzelne Fläche für sich zu beurteilen, ob ein Schutz mit einem Herdenschutzzaun möglich und sinnvoll ist. Gleichzeitig sollten Beutegreifer, welche vermehrt Schaden an Nutztieren verursachen, entnommen werden.
Wertvolle Erkenntnisse konnten beim Erfahrungsaustausch zu Elektrozäunen gewonnen werden. Immer mehr Anbieter verbessern ihre Zaunsysteme in Hinblick auf Herdenschutz und es gibt auch immer neue und bessere Möglichkeiten.
Zu Herdenschutzhunden gibt es in der Schweiz schon umfangreiche Erfahrungen, da solche Hunde bereits seit einiger Zeit im Einsatz sind. In Österreich arbeitet das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs im Rahmen des Projekts LIFEstockProtect in einer eigenen Arbeitsgruppe an einem geeigneten Konzept - die Erfahrungen der Schweiz werden hier einfließen.
Wie bei uns in Österreich Herdenschutz funktionieren könnte, wurde anhand von zwei Almen gezeigt. Auf der Grabneralm (Admont, Steiermark) wird eine kleine Schafherde von 28 Tieren bis Ende Juli auf der Rinderweide gekoppelt, danach geht es auf die höher gelegenen Almflächen mit Freigang und Nachtpferch. Dazu wird die genaue Arbeitszeit für den Zaunbau, Tierkontrolle, Weidepflege oder Treiben der Herde erhoben. Wie es den Tieren dabei geht wird anhand der Zunahmen festgestellt.
Die zweite Alm ist der Hauser Kaibling, mit seinen 720 Schafen und einer gezielten Weideführung durch Hirten. Durch die ständige Behirtung der Schafe ist ein Grundschutz gegeben.
In diesen zwei Tagen konnten wertvolle Informationen bezüglich des Herdenschutzes ausgetauscht werden. Diese Art des direkten Gespräches und gegenseitigen Kennenlernens fördert die Zusammenarbeit, von der alle Seiten profitieren. Es wird jedenfalls nicht das letzte Treffen dieser Art gewesen sein!