Gut zu bewirtschaftende Flächen sind in inneralpinen Lagen knapp, als pflanzenbauliche Kultur steht ausschließlich Dauergrünland zur Verfügung. Eine Produktionsausweitung kann unter diesen Bedingungen nur durch den Zukauf von Betriebsmitteln erfolgen, wobei ein maßgeblicher wirtschaftlicher Effekt wegen der ungünstigen Kostenstruktur meist ausbleibt. Die biologische, wertschöpfungsorientierte Landwirtschaft bietet für diese Betriebe eine seit langem erfolgreiche Option. 54 biologisch wirtschaftende Milchviehbetriebe im Salzburger Lungau haben diese Strategie noch verstärkt und verzichten vollständig auf den Zukauf von Betriebsmitteln. Unter dem Slogan „Mit dem vorhandenen auskommen!“, habe sie ein Premium-Milchmarke, die „Reine Lungau“ entwickelt, die eine Maximierung der Wertschöpfung am Markt anstrebt.
Im Forschungsprojekt wurden gemeinsam mit den Betrieben die grundlegenden Produktionsregeln definiert. Danach wurde mit der Molkerei, das ist die Salzburg Milch, ein vorläufiger Marktpreis von 1,99€/Liter Milch im Markt festgelegt. Um die Mehrwerte dieses herausragenden hohen Preises abzusichern, wurde im Forschungsprojekt ein Bewertungsprozess gestartet. Mit dem Betriebsmanagement-Tool FarmLife wurde eine einzelbetriebliche Ökobilanz inklusive einer Vollkostenrechnung erstellt. Die Ergebnisse (Stärken und Schwächen) wurden mit den Betrieben in individuellen Gesprächen besprochen, um gezielte Verbesserungsmaßnahmen zu setzen. Diese wurden ganz allgemein durch ein Beratungs- und Bildungsprogramm in Form von Workshops ergänzt.
Die Ergebnisse aus FarmLife bestätigen die hervorragenden Ökoeffizienz der Milch, die zu 95,8 % aus Heu, Grassilage und Grünfutter produziert wird. Keiner der von der Landwirtschaft betroffenen stofflichen Kreisläufe wird bedeutend belastet. Die Höhenlage über 1.100 Meter Seehöhe fördert die Artenvielfalt. Bis zu ihrem Produktionsende war die „Reine Lungau“ in ihrer Ökoeffizient das herausragende Milchprodukt in Österreich. Das Ende wurde nicht durch einen Mangel in der bäuerlichen Produktion, sondern durch die Herausforderungen der Vermarktung erzwungen. Die Projektbetriebe haben sich in einem Verein organisiert und bleiben bisher dem Grundsatz des Projektes in etwas abgeschwächter Form treu. Gemeinsam vermarkten sie nun mit dem Unternehmen METRO in Salzburg erfolgreich Rindfleisch von Altkühen und Kälbern.