Quelle:
Häusler J., Steinwidder A., Eingang D., Wildling J., Resch R., Steiner B., Kaufmann J., Gallnböck M., Gasteiner J., Velik M., Gruber L.,:
Abschlussbericht Halbtagsweide:
Futteraufnahme und Milchleistung von Milchkühen in Stallhaltung bzw. auf Halbtagsweide mit dem Ziel der Einsparung von Proteinkraftfutter
Feed intake and milk production of dairy cows fed indoor and alternatively half a day on pasture considering the possible reduction of protein concentrates
Die Veränderungen im Bereich der Energie- und Rohstoffversorgung werden auch in der Landwirtschaft nicht ohne Folgen bleiben. Eine weltweit stärkere Nachfrage nach Nahrungsmitteln, bei gleichzeitiger Ausweitung der Energieproduktion auf Ackerstandorten, führt zwangsläufig zu einer weiteren Erhöhung der Preise für Körner- und Ackerfrüchte. Sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht sind also dem Kraftfuttereinsatz Grenzen gesetzt. Steigende Kosten für Ergänzungsfuttermittel, Maschinen, Gebäude, Energie sowie Arbeit erhöhen deshalb in vielen Teilen der Welt das Interesse an der Weidehaltung. Auch in Österreich hat die Weidehaltung von Milchkühen in den letzten Jahren wieder an Beachtung und Bedeutung gewonnen. Weide liefert bei optimalem Management preiswertes Futter in hoher Qualität, wodurch Kraftfutter eingespart werden kann und sich die Futterkosten reduzieren. Aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen von Praxisbetrieben bestätigen, dass vor allem in der Bio-Milchviehhaltung bei steigendem Kraftfuttereinsatz im Durchschnitt mit einem Rückgang der direktkostenfreien Leistungen gerechnet werden muss. Laut Umfragen können sich etwa 30 % aller milchproduzierenden Betriebe Weidehaltung vorstellen. Die Möglichkeit, aber auch die Bereitschaft zur Vollweidehaltung ist jedoch deutlich geringer ausgeprägt. Weidehaltung in Form von Stunden- bzw. Halbtagsweide scheint also eine gute Möglichkeit zu sein, um auch in diesen Betrieben die Vorteile des günstigen Weidefutters nutzen zu können. In einem Projekt an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein stand die Haltung von Milchkühen auf einer Stunden- (Halbtags-) weide im Mittelpunkt.
Wie wurde untersucht
16 Milchkühe (Holstein Friesian und Fleckvieh) wurden gleichmäßig auf zwei Gruppen verteilt. Eine dieser beiden Gruppen (Stallgruppe) wurde über den gesamten Versuchszeitraum im Stall gehalten und die andere (Weidegruppe) erhielt nach dem morgendlichen Melkgang für 6 Stunden Zugang auf eine (Kurzrasen-) Weide. Untersucht wurden die Auswirkungen der Weidehaltung auf Futteraufnahme und Nährstoffversorgung, Milchleistung und Milchinhaltsstoffe, Zellzahl und Milchfettsäurenmuster. Auch der Aspekt einer möglichen (Protein-) Kraftfuttereinsparung wurde in die Untersuchung mit einbezogen. Die Auswertung der Versuchsdaten erfolgte im Rahmen einer Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur (BACHLER, 2015).
Keine Unterschiede in der Futteraufnahme
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass sich die beiden Versuchsgruppen in ihrer Gesamtfutteraufnahme mit durchschnittlich 17 kg Trockenmasse (TM) pro Tag nicht voneinander unterschieden, dass aber in der Weidegruppe durch die Aufnahme des nährstoffreicheren Weidefutters (durchschnittlich 7,5 kg TM/Tag) eine bessere Energie- und Proteinversorgung erreicht werden konnte.
Deutliche Unterschiede in der Milchleistung und in den Milchinhaltsstoffen
Dies führte zu einer zweiten Laktationsspitze kurz nach Weideaustrieb (1. Versuchswoche: Weidegruppe: ca. 30 kg Milch/Tag, Stallgruppe: ca. 27 kg Milch/Tag) sowie zu einer besseren Persistenz (Weideende: Weidegruppe: ca. 20 kg Milch/Tag, Stallgruppe: ca. 12 kg Milch/Tag) und damit zu einer signifikant höheren Milchleistung der Weidegruppe (Weidegruppe 3.756 kg ECM (= energiekorrigierte Milch), Stallgruppe 2.975 kg ECM) im Versuchszeitraum.
Die Protein- (3,19 % bzw. 2,94 %) und Harnstoffgehalte (32,2 mg/100 ml bzw. 18,5 mg/100 ml waren in der Weidegruppe signifikant höher als in der Stallgruppe. Auch in den Effizienzparametern (Milch-, Futterkonvertierungs- und Energiekonvertierungseffizienz) schnitt die Weidegruppe besser ab als die Stallgruppe. Zudem konnte in der Weidegruppe eine um ca. 29 % höhere Grundfutterleistung erreicht werden.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen, dass der Einbau von Weidefutter in die Ration Vorteile bringt und großes Potenzial hat. Stunden- oder Halbtagsweiden können auch als Kurzrasenweide geführt werden und sind eine gute Alternative zur ganzjährigen Stallhaltung. Das System eignet sich auch als Einstieg in die Weidehaltung. Dabei muss – bei angepasstem Kraftfuttereinsatz – nicht auf hohe Einzeltierleistungen verzichtet werden. Das junge, nährstoffreiche Weidefutter führt zu einer höheren Grundfutterleistung, wodurch sich bei gleicher Kraftfuttermenge die Milchleistung erhöht oder bei gleicher Milchleistung Kraftfutter, vor allem teures Proteinkraftfutter, eingespart werden kann.