Forschungsprojekte

    Ferkelkastration

    Im vorliegenden Projekt soll eine neuartige Methode der Schmerzausschaltung im Rahmen der chirurgischen Ferkelkastration geprüft werden. Kriterien sind Tierschutz, Praxistauglichkeit, Kosten sowie arzneimittelrechtliche Erfordernisse. Anhand intensiver Verhaltensbeobachtungen sowie durch Ermittlung des Verlaufes von Cortisol im Blut (Stressparameter) soll der Effekt der Schmerzausschaltung überprüft werden.

    Die Kastration von männlichen Ferkeln wird praktisch in der gesamten EU innerhalb der ersten Lebenswoche ohne Schmerzausschaltung durchgeführt. Auch das österreichische Tierschutzgesetz (2005) legalisiert diese Art der Kastration. Die möglichen Alternativen zu dieser tierschutzrechtlich, ethisch und emotional umstrittenen Lösung sind derzeit in der Praxis aufgrund ihres technischen oder finanziellen Mehraufwandes nicht relevant oder nicht konkurrenzfähig (Halothan-Narkose (Aufwand), Injektion eines Narkosepräparates oder Lokalanästhetikums (nur durch Tierarzt möglich); Schmerzmitteleinsatz (hohe Kosten), Ebermast (wenig erprobt, Geschlechtsgeruch und evtl. unwirtschaftlich, Konsumenten?), Immunkastration (Kosten, Zulassung, Ethik, (männliche) Konsumenten?).

    Die Anforderungen an eine entsprechend praxistaugliche Lösung sind:

    • Einfach und rasch auch vom Landwirt durchführbar
    • Möglichst stress- und schmerzfrei für das Tier
    • Tierschutzgerecht
    • Ethisch-moralisch vertretbar
    • Geringer Kostenaufwand
    • Konformität mit der bestehenden Rechtslage (z.B. Tierarzneimittelkontrollgesetz)

    In einem Versuch an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein soll eine Variante zur Kastration männlicher Ferkel auf ihre Praxistauglichkeit sowie auf ihre Auswirkungen auf den Cortisolgehalt im Blut der Probanden überprüft werden.

    Bei der zu überprüfenden Methode, welche auch von einem Landwirt durchgeführt werden kann, soll nach einer lokalen Vereisung des Hodenbereiches mit einem Spray und anschließender Kastration lege artis ein Lokalanästhetikum in umgewidmeter Applikationsweise eingesetzt werden.

    Das Lokalanästhetikum (injektabiles LA vorzugsweise mit Sperrkörper) soll in Sprayform in die Kastrationswunde eingebracht werden. Arzneimittelrechtlich handelt es sich dabei um eine Umwidmung, wodurch eine Wartezeit von 28 Tagen in essbaren Geweben resultiert, welche in vorliegendem Versuch ohnehin eingehalten wird. Auch in der Praxis stellt diese Wartezeit kein Problem dar.

    Versuchsplan Kastration Gruppeneinteilung

    Gruppe A: Kontrollgruppe: männliche Ferkel: lokale Vereisung und Blutprobenentnahme, keine

    Gruppe B: Gruppe Kastration herkömmlich: Kastration wie lege artis, Blutprobenentnahme

    Gruppe C: Gruppe Kastration Versuch: Kastration unter Vereisung und Spray-Lokalanästhesie, Blutprobenentnahme

    Gruppe D: Gruppe der weiblichen Ferkel: nur Verhaltensbeobachtungen anhand Checkliste

    Anzahl der Ferkel pro Gruppe: 12 (12x3=36)

    Zeitlicher Ablauf (h) Blutprobenentnahmen: -0,5, +0,5, 4, 12 (4x36=144)

    Neben der Ermittlung des Verlaufes von Cortisol werden Erhebungen zum Verhalten der Ferkel unter zu Hilfenahme einer Checkliste in 10-minütigen Abständen über einen Zeitraum von 12 Stunden post op. durchgeführt.

    Der Versuch ist ein Tierversuch (Entnahme von Blutproben bei Ferkeln zur Cortisolbestimmung) und wird an Tieren des Tierbestandes der HBLFA Raumberg-Gumpenstein durchgeführt. Die HBLFA Raumberg-Gumpenstein ist eine lt. gültigem Bescheid der zuständigen Behörde (Amt der Stmk. Landesregierung) legitimierte Tierversuchseinrichtung.

    Ein entsprechender Antrag auf Genehmigung des vorliegenden Tierversuches (§9 TVG) wird durch Dr. J. Gasteiner, Leiter der Tierversuchseinrichtungen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein gestellt.

    Der Tierversuch wurde am 23.1.2007 vom zuständigen Amt der Stmk. Landesregierung genehmigt.

    Zusammenfassung - Ergebnisse 

    Die chirurgische Ferkelkastration darf nach geltendem österreichischem Tierschutzrecht in den ersten 7 Lebenstagen ohne Schmerzausschaltung durchgeführt werden. In einem Versuch wurde eine Variante zur Schmerzausschaltung während der chirurgischen Kastration an 5 Tage alten Ferkeln (Versuchsgruppe) im Vergleich zur Kastration ohne Schmerzausschaltung (positive Kontrollgruppe) und zur negativen Kontrollgruppe ohne Kastration überprüft (n=84). Bei den Tieren der Kontrollgruppe wurde die Haut im Skrotumbereich vor dem Setzen der Hautschnitte mit einer Kryo-Methode anästhesiert und nach dem Absetzen der Hoden wurde ein Lokalanästhetikum mit Sperrkörper in Sprayform in die Wundhöhle und auf den Stumpf des Samenstranges aufgebracht.

    Die Ergebnisse der Verhaltensuntersuchungen zeigten hinsichtlich des Parameters "Säugen", dass die mit der beschriebenen Methode kastrierten Ferkel in den ersten 6 Stunden post castr. signifikant häufiger und länger (p

    Der Verlauf der Kortisol-Konzentration im Blut unterschied sich bei den Ferkeln der Versuchsgruppe signifikant (p

    Die Methode erwies sich als in der Praxis einfach und mit wenig Zeitaufwand durchführbar, sodass sie auch von einer sachkundigen Person (Tierhalter) ausgeführt werden kann. Die Materialkosten betragen bei Anwendung der Methode 25 Cent pro Ferkel.

    Als ein Nachteil der Methode ist anzusehen, dass der Samenstrang nicht anästhesiert ist und dass das Absetzen des Samenstranges schmerzhaft bleibt. In einem Folgeprojekt soll auch dieses Problem gelöst werden. Das in der vorliegenden Studie verwendete Lokalanästhetikum darf nach der derzeitigen Rechtslage nicht an Landwirte abgegeben werden. Die vorgestellte Variante zur Schmerzreduktion während der chirurgischen Kastration durch Kryobehandlung sowie die postoperative Schmerzbehandlung mit einem Lokalanästhetikum mit Sperrkörper in Sprayform stellt für die Ferkel eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Schmerzhaftigkeit des Eingriffes dar. Die Methode ist kostengünstig, praxisnah, aber auch verbesserungsfähig und sie kann von einer geschulten Person durchgeführt werden.

    Interne Projektpartner:

    Ofner-Schröck Elfriede, Dipl.Ing. Dr.

    Steinwidder Andreas, Priv. Doz. Dr. DI

    Hagmüller Werner, Dr.

    Externe Kooperationspartner:

    Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Institut für Biochemie der VMU Wien (Ermittlung Cortisolgehalt Blut)

    Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Amtstierarzt,  Bezirksverwaltungsbehörde Liezen

    Weitere Infos zur Ferkelkastraktion finden Sie auch beim Projekt Sanftkast II.

     

    Erhebungen zur chirugischen Ferkelkastration

    Gasteiner Johann (2007)
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