Teilnehmer der Tagung
@ HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Digitale Technologien am bäuerlichen Familienbetrieb - Online Tagung

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Digitale Technologien am bäuerlichen Familienbetrieb - Online Tagung

Am 22. und 23. Oktober 2020 fand die online-Tagung zum Thema „Digitale Technologien am bäuerlichen Familienbetrieb“ statt. Viele interessante Beiträge hochkarätiger Referenten und eine rege Diskussion im Anschluss an die Präsentationen wurden den 220 Zusehern aus 10 verschiedenen Nationen geboten. Die brandaktuellen Forschungsergebnisse wurden zusätzlich in Form von „Public Viewing“ in 12 Schulen präsentiert.

 

Die Vortragsreihe startete mit dem Keynote-Speaker Christoph Burkhardt. Er definierte „agricultural revolution“ und die Bedeutung dieser für uns. Er sprach über funktionierende Kollaboration zwischen Mensch und Maschine und veranschaulichte die digitale Mustererkennung. Als Beispiel für die Erkennung individuellen Verhaltens präsentierte er Netflix, das angepasstes Fernsehprogramm für Nutzer zur Verfügung stellt. Mittels Gesichtserkennung über Google Lens gelingt es, künftige Kunden am Gesicht zu erkennen und auf Grund von wiederkehrenden Mustern Reaktionen vorherzusehen. Er spannte den Bogen zur Lahmheitserkennung in der Tierhaltung, die frühzeitige Erkennung und gezielte Behandlung auf Grund wiederkehrender Muster

David Buchberger von CNH Industrial, stellte die Anwendung von NIRS in der Außenwirtschaft vor. NIRS bedeutet Nah-Infrarot-Spektroskopie und wird von X-Lab für die Bodenbonitierung, von smart4 für die Grünlandnachsaat und -düngung und von NIR-exakt für die Nährstoffanalyse im Rahmen der Ernte bzw. Analyse von flüssigen Wirtschaftsdünger oder der Nährstoffanalyse im Silo verwendet. Im Rahmen der Diskussion wurde gefragt, ob Genauigkeit in der Praxis am Traktor gegeben ist, wie die Kalibrierung verläuft, ob regionale Referenzzahlen zur Verfügung stehen und mit welchen Kosten gerechnet werden kann.

Christian Fasching von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein gab einen Blick in den Pansen und stellte die Möglichkeit der Vormagenaktivitätsmessung über den Pansensensor von smaXtec dar. Als Nutzen wurde das frühzeitige Erkennen von Erkrankungen, besonders solchen, die mit verminderter Futteraufnahme einhergehen oder auch konkret Erkrankungen des Vormagensystems, genannt. Das System eröffnet die Möglichkeit eine Rationsbeurteilung vornehmen und Fütterungsfehler frühzeitig erkennen zu können.

Dominik Spendel ist praktizierender Landwirt und gab den Tagungsteilnehmern einen Einblick in seinen digitalisierten Betrieb. 60 Milchkühe, die ein sehr hohes Leistungsniveau aufweisen, werden mittels Melkroboter und Fütterungsroboter versorgt. Die Tiere sind mit smaXtec Sensoren ausgestattet und in der Kälberaufzucht ist ein Kälbertränkeautomat im Einsatz. Alle eingesetzten Systeme funktionierten ab der intensiven Einarbeitungsphase auf seinem Betrieb einwandfrei.

Franz-Josef Auer vom LKV stellte das Projekt Sesam mit dem Thema sensorgestütze Milchproduktion für Klein- und Mittelbetriebe vor. Es geht um die Steigerung des Wohlbefindens der Tiere, um die Verbesserung von Robustheit und Produktqualität und andererseits die Verminderung von Arbeitsbelastung.

Am zweiten Tag wurde mit einer Vorstellung des Projektes Innovation Farm und einiger Use Cases daraus durch Christian Fasching, Gregor Huber, Andreas Schaumberger und Christoph Berndl gestartet. Automatischer Futteranschub konnte im Praxistest die Trockenmasseaufnahme um bis zu 1,7 kg und demnach auch die Milchleistung steigern. Das Brunsterkennungssystem von Nedap arbeitete im Versuch sehr verlässlich. Die Brunsterkennungsrate lag bei knapp 90 % während in über 90 % der Fälle die Brunstmeldungen korrekt waren. Die Möglichkeit der satelitenbasierten Modellierung von Ertrag und Qualität im Grünland wurde vorgestellt. In die flächenspezifische Aussaat von Mais, die bereits in der Praxis angekommen ist, wurde ein Einblick gegeben.

Der Betriebswirt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein Christian Fritz hat die betriebswirtschaftliche Bewertung von digitalen Technologien vorgestellt. Die Kosten wurden in konkrete und diffuse Kosten unterteilt. Eine Bewertung ist schwierig in Zahlen zu gießen, da der Mehrwert von gesunden Tieren im Vergleich zu kranken schwer zu quantifizieren ist und stark variiert.

Christa Egger-Danner von der ZAR stellte D4Dairy, ein Projekt zur Datenvernetzung im Kuhstall, vor. Es geht um den steigenden Einsatz von Technologien, wie er insgesamt in der Landwirtschaft zu bemerken ist. Das System der Brunsterkennung gilt als das digitale System, das auf österreichischen Milchviehbetrieben in der Praxis am häufigsten angewandt wird. Eine Umfrage wurde vorgestellt, die auf die Nutzung der Daten abzielt. Hohe Akzeptanz bei Landwirten finden LKV, Tierärzte und landwirtschaftlichen Organisationen. Geringe Akzeptanz hingegen finden Hersteller, Clouds, Google usw. Die bestehenden Datenstrukturen und die Möglichkeiten der Vernetzung von verschiedenen digitalen Technologien wurden dargestellt.

Benjamin Ebner hielt einen Vortrag zum Thema 365 FarmNet, dem Marktführer der den Begriff „systems of systems“ geprägt hat. Damit ist das Einbetten von Systemen innerhalb von Systemen gemeint. Mengenmäßig sind Limits in der Tier- und Flächenproduktion erreicht. Jetzt ist die Zeit in der das Ziel, bestehendes qualitativ zu optimieren in den Fokus rückt. Digitale Systeme können uns dabei helfen richtige Entscheidungen zu fällen, wobei die Entscheidung an sich immer der Mensch selbst treffen muss.

Michael Schmaußer referierte über die tierärztliche Bestandesbetreuung in Bayern. Auf Basis derer möchte man versuchen herannahende Krankheiten zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen im Vorfeld zu reagieren. Die Kompetenz, sich mit den Daten auseinanderzusetzen und zu interpretieren, müssen sich die Anwender aneignen, um das System erfolgreich nutzen zu können.

Die Teilnehmeranzahl von 220 Personen aus 10 Nationen hat die Erwartungen eindeutig übertroffen und lässt auf enorm großes Interesse zu diesem Themengebiet schließen. Die Aufzeichnungen der online-Tagung gibt es bis 12.11.2020 für registrierte Teilnehmer online zum Nachsehen. Nähere Informationen zum Projekt Innovation Farm können laufend der Homepage www.innovationfarm.at entnommen werden.

Text: Scherzer Edina, DIin

Sie sind noch nicht registriert, möchten die Tagung aber nachsehen? Unter folgendem Link ist eine Anmeldung möglich:

Anmeldung zum Nachsehen von Tag 1

Anmeldung zum Nachsehen von Tag 2

(Der Link zum Video wird nach Freigabe durch den Veranstalter verschickt und ist bis zum 12.11.2020 aktiv.)

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Die Vorträge können hier nachgelesen werden:

Aus dem Programm LE 14 20 finanzierte Maßnahme

   

 

 

Team

Fasching Christian, DI

DI Christian Fasching

Tierhaltung, Tierschutz und Herdenmanagement

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