Sowohl der Körperbau als auch die Körperkondition, worunter man das Ausmaß der Fettauflage versteht, verändern sich bei Zuchtsauen über die Zeit. Einerseits ist das Wachstum von Sauen zum ersten Wurf noch nicht abgeschlossen, sie wachsen also noch einige Zeit weiter. Andererseits ist ein gewisses Ausmaß von Fettreserven für Zuchtsauen wichtig, weil in den Fettzellen hormonähnliche Substanzen gebildet werden die die Fruchtbarkeit beeinflussen, und weil Fettreserven als Energiespeicher für die Säugezeit dienen. Deshalb ist es physiologisch normal, dass Zuchtsauen während der Säugezeit Fettreserven mobilisieren zugunsten einer guten Versorgung ihrer Ferkel mit Milch, und dass diese Reserven anschließend wieder aufgefüllt werden. Zu stark sollten diese Schwankungen aber nicht sein, da zu dünne Sauen in ihrer Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein können und zu Tierwohl-relevanten Problemen wie Schulterläsionen neigen. Zu fette Sauen wiederum haben häufiger Schwergeburten.
Während für Zuchtsauen in konventionellen Haltungssystemen umfangreiche Daten zur Veränderung der Körperkondition und darauf basierende Empfehlungen vorliegen, ist die Datenlage im Bio-Bereich dünn. Das liegt u.a. am kleinen Marktanteil der Bio-Schweinehaltung, und daran, dass Messungen an Sauen in freien Abferkelsystemen aufwändig sind. Dabei ist aufgrund der längeren Säugezeit von Bio-Zuchtsauen davon auszugehen, dass sich deren Körperkondition etwas anders entwickelt als die ihrer konventionell gehaltenen Artgenossinnen. Im Projekt „Sauenkondition“ wird daher unter den kontrollierten Bedingungen des Versuchsbetriebs des Bio-Institutes am Standort Thalheim/Wels die Körperkondition von Zuchtsauen im Verlauf der Säugezeit engmaschig erhoben. Die Erhebung der Körperkondition umfasst dabei die Wiegung der Tiere, die direkte Messung der Fettauflage mittels Ultraschall, und die optische Benotung. Das Ziel des Projekts ist es, Konditions-Verläufe unter biologischen Haltungsbedingungen darstellen zu können sowie mögliche Zusammenhänge mit Aspekten des Tierwohls und der Leistung aufzuzeigen.