Berkshire Ferkel an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein
    (c) HBLFA Raumberg-Gumpenstein

    Projekt BERKY – Aufbau eines Herdebuches für die Rasse Berkshire

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    Projekt BERKY – Aufbau eines Herdebuches für die Rasse Berkshire

    Berkshire zählt zu den ältesten Schweinerassen Europas und kommt ursprünglich aus England. Aufgrund der besonderen Fleischqualität wird die Rasse auch in Österreich verstärkt nachgefragt.

    Bis auf wenige kleine — oftmals im Nebenerwerb geführten —Betriebe beschäftigen sich bis dato kaum größere Zucht- oder Mastbetriebe mit der professionellen Haltung dieser Rasse. Hauptaufgabe dieser wissenschaftlichen Tätigkeit war die Bündelung der Aktivitäten rund um die Rasse Berkshire mit dem langfristigen Ziel der Etablierung und Führung eines Herdebuches. Die dafür nötige Unterstützung wurde vom österreichischen Zuchtunternehmen ​“PIG Austria GmbH” geleistet. 

     

    Das Interesse an Schweinerassen mit definierten Eigenschaften wird spürbar größer. War es bis vor wenigen Jahren das Ziel, möglichst einheitliche Tiere für die Mast zu generieren, ist aktuell eine stärkere Diversifizierung spürbar. Neben bekannten ​“alternativen Rassen” wie Duroc oder Schwäbisch Hällisches Landschwein steigt die Nachfrage nach weiteren Rassen stark an.
    Der ursprüngliche Gedanke zum Aufbau eines Herdebuches für Berkshire-Schweine entstand erstmals durch den Austausch mit einem namhaften Gastronomen. Um besonders hochwertige Speckwaren anbieten zu können, sollten Berkshire-Eber aus Deutschland importiert und hier für die Weiterzucht vorbereitet werden. Schon bald zeigte sich, dass es sich bei weitem nicht bei jedem schwarzen Schwein auch wirklich um ein Berkshire-Schwein handelt. Durch die fehlenden rechtlichen Zuchtgrundlagen war es schwierig, die reinrassige Abstammung der Tiere zu belegen. Möchte man also hierzulande die außergewöhnliche Fleischqualität kombiniert mit den positiven charakterlichen Eigenschaften garantieren, die diese Rasse in Reinzucht verspricht, ist die unumstößliche Abstammungsnachweis unerlässlich.
    Um eine zukünftige Etablierung und geregelte Zucht des Berkshire-Schweins zu ermöglichen, musste also eine züchterische Richtlinie entstehen. Der Aufbau eines Herdebuches bietet interessierten Betrieben neue Möglichkeiten und einen besseren Zugang zu Zuchtmaterial als bisher. Da es bis dato keine strukturierte Zuchtarbeit mit dieser Rasse gab, stellt die vorgestellte Tätigkeit und das damit geschaffene Regelwerk gewissermaßen Pionierarbeit auf dem Gebiet der Herdebuchzucht dar. Der vordergründige Zweck der Arbeit und das damit geschaffene Output dienen der Unterstützung der österreichischen Landwirtschaft.

     

    Reinzuchttiere in Wels/Thalheim

    Die ersten reinrassige Berkshire-Schweine wurden bereits im Jahr 2018 aus Deutschland nach Österreich überführt. Dabei handelte es sich um zwei intakte Eber aus der Blutlinie „Namajira“. Eines der beiden Tiere (Randy) steht seit 1.1.2019 am Gelände des Instituts für biologische Landwirtschaft; Außenstelle Thalheim/Wels. Im Jahr 2022 wurden zwei reinrassige Berkshire-Jungsauen der Blutlinie „Mermaid“ wiederum von einem deutschen Herdebuchzüchter gekauft und nach Österreich überführt. Um die rassenreine Weiterzucht auszubauen, wurde außerdem Frisch-Sperma der Linie „Peter Lad“ aus Irland importiert und damit einer der am Betrieb gehaltenen Sauen (Linie „Mermaid“) besamt. Eine Jungsau sowie zwei Jungeber aus dem entsprechenden Wurf verblieben zur Weiterzucht am Standort Thalheim.

    Berkshire Ferkel

     

     

    Nischenprodukt Berkshire-Fleisch

    Trotz vieler positiven Fleisch- und Fetteigenschaften, muss das Berkshire-Schwein der Gruppe der Fettrassen zugeordnet werden. In Reinzucht erbringen Berkshire-Schweine nicht mehr als 42 % Muskelfleischanteil und weisen dabei eine beträchtliche Fettauflage auf. Dieser Umstand macht die Nutzung des Fleisches für den breiten Markt uninteressant, die Fleischerzeugnisse verstehen sich als klares Nischenprodukt. Nichtsdestotrotz eignen sich Fleisch und Fett des Berkshire-Schweines bestens um hochwertigste Lebensmittel mit unvergleichlicher Produktqualität herzustellen. Besonders der hohe Anteil an intramuskulärem Fett verhilft dem Berkshire-Fleisch zu seinem exquisiten Geschmack und besonderer Zartheit.

    Berkshire Fleisch

    Bildtext: Fettauflage und intramuskuläres Fett am Beispiel einer Scheibe vom langen Karree; luftgetrockneter Karre-Speck (130 kg Schlachtgewicht kalt) und frisch (70 kg Schlachtgewicht kalt; von links nach rechts); beide Stücke stammen von reinrassigen Berkshire-Schweinen

     

     

    Weiterführende Forschung

    Um bei etwas reduzierter Fettauflage den Fleischansatz zu erhöhen, wurden bereits erste Versuche mit Berkshire-Kreuzungstieren vorgenommen und an interessierte Mäster bzw. Direktvermarkter verkauft. Bei dem Vorhaben, geeignete Masttiere zu generieren, schien bislang die Belegung von reinrassigen Berkshire-Sauen mit Sperma eines Endstufenebers der Rasse Pietrain am vielversprechendsten. In einem geplanten Folgeprojekt, möchte man sich intensiv mit der Fleisch- und Fettqualität solcher Kreuzungstiere beschäftigen um ein optimales Mastschwein für die Produktion von hochwertigen Schweinefleischerzeugungen mit Wiedererkennungswert anbieten zu können.

    Berkshire Schwein

    Weibliches Kreuzungstier (Mutterrasse: Berkshire x Vaterrasse: Pietrain) mit etwa 90 kg Lebendgewicht. Kurzbeinigkeit, ausgeprägte Backen (Göderl) und rassetypische Walzenform erkennbar, jedoch wesentlich mehr Muskelansatz als beim reinrassigen Berkshire-Schwein

     

    Fazit und Ausblick

    Mit Beendigung des Projektes „BERKY“ ist die Etablierung eines Herdebuches für die Rasse Berkshire gelungen. Mit tatkräftiger Unterstützung durch die Zuchtorganisation PIG Austria wurde ein Zuchtprogramm ausgearbeitet und erste Zuchttiere ins Herdebuch aufgenommen. Zusätzlich zur hauseigenen Besamungsstation mit Sitz in Wels/Thalheim wurden noch zwei weitere schweinehaltende Betriebe in Oberösterreich als Herdebuchbetriebe eingetragen. Aktuell beläuft sich der österreichische Herdebuchbestand der Rasse Berkshire auf neun Sauen und vier Eber unterschiedlicher Blutlinien.Im näheren Umfeld, aber auch international, erfreuen sich die schwarzen Schweine zunehmender Beliebtheit. Unser Forschungs-Team versucht die laufend eignenden Fragen rund um das Thema fachkundig zu beantworten und die Akteure, sofern sinnvoll und möglich, untereinander zu vernetzten.

     

    Weitere Informationen finden Sie hier

    Episode:“ Gaumenschmaus deluxe - das unwiderstehliche Geschmackserlebnis des Berkshire-Schweinefleisches!“

     

     

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     Der komplette Abschlussbericht zum Projekt „Berky“ kann unter https://dafne.at/projekte/berky abgerufen werden.

     

    Team

    Durec Nora, DI

    Nora Durec

    Management Bio-Schwein
    Gallnböck Markus, Ing.

    Ing. Markus Gallnböck

    Bio-Wiederkäuergesundheit

    Links

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