Neue Herausforderungen
Der Wegfall der Mutterkuhprämie stellte die Mutterkuhhalter aber vor neue Herausforderungen. Um wirtschaftlich positiv auszusteigen, müssen die am Betrieb vorhandenen Ressourcen wie Futtergrundlage, Genetik der Tiere sowie Vermarktungsmöglichkeiten gepaart mit gutem Management sehr gezielt eingesetzt werden. Dazu besteht in vielen Betrieben noch großer Optimierungsbedarf. Da etwa zwei Drittel der jährlichen Erlöse aus dem Verkauf des Kalbes stammen, sollte pro Kuh und Jahr ein Kalb verkauft werden können! Dabei spielt die Mutterkuh selbst eine entscheidende Rolle. Problemlose und langlebige Mutterkühe mit guten funktionellen Eigenschaften (Euter, Klauen, Mutterinstinkt …) sind die Basis für den Erfolg. Sie zeichnen sich durch gute Fruchtbarkeit und Langlebigkeit aus und sollten zudem noch korrekte Fundamente und eine gute Beckenlänge haben, um problemlos abkalben zu können. Und nicht zuletzt sollten sie noch viel Milch geben, damit die Kälber auch ohne Kraftfutter gute Zuwachsleistungen erbringen. Solche Mutterkühe können durchaus aus der Reinzucht (ev. auch Generhaltung einheimischer Rassen) stammen, könnten aber auch durch gezielte Kreuzungen gewonnen werden. Die Leistungsfähigkeit und Vitalität von Mischlingen oder Hybriden ist, bedingt durch den Heterosiseffekt, höher als jene von reinerbigen Vorfahren und der Effekt ist umso größer, je unterschiedlicher die Ausgangsgenetik der Vorfahren ausgeprägt ist.
Interessante Erkenntnisse
Weltweit werden in vielen Mutterkuh Produktionsherden erfolgreich F1-Gebrauchskreuzungskühe (Kreuzung Milchkuh mit einem Fleischstier) eingesetzt. Solche Kreuzungen wären besonders im Grünlandgebiet, wo neben der Milchvieh- auch die Mutterkuhhaltung beheimatet ist, sinnvoll. Im Rahmen von Kooperationen könnten Milchviehhalter züchterisch weniger wertvolle Kühe mit einem Fleischrassestier belegen, wie es teilweise ohnehin schon praktiziert wird. Dieser Fleischrassestier darf allerdings nicht aus einer intensiven Mastrasse wie bspw. weißblaue Belgier oder Charolais stammen, denn diese Kälber sind für die Extensivmast auf der Weide nicht geeignet. Der Kreuzungspartner sollte vielmehr aus einer Rasse stammen die frühreif ist, und auch unter extensiven Bedingungen gute Zuwachsleistungen und befriedigende Schlachtkörper liefert - wie z. B. Aberdeen Angus. Der Mutterkuhhalter nimmt seinem Kooperationspartner alle Kreuzungskälber ab, die männlichen werden kastriert und als Ochsen auf der Weide gehalten. Die weiblichen sind passable Mutterkühe und können aber auch, wenn gerade kein Remonte-Bedarf besteht, auf der Weide gemästet werden – eine Win-winSituation für beide! Zu diesem Thema stehen kaum Unterlagen bzw. Forschungsergebnisse zur Verfügung. Aus diesem Grund wurde an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein das vorliegende Projekt im Jahr 2016 gestartet und aus den ersten Ergebnissen lassen sich bereits einige neue und interessante Erkenntnisse für die Praxis ableiten.
Fazit
So lässt sich bereits erkennen, dass der Einsatz von F1-Gebrauchskreuzungstieren (Milchrasse (HF, BS) x Angus) als Mutterkühe eine sinnvolle Alternative zu reinrassigen Mutterkühen aus der Milchviehhaltung darzustellen scheinen. Solche Kreuzungstiere könnten durch Kooperationen zwischen Milch- und Mutterkuhhaltern gewonnen werden, die sich schlussendlich auch positiv auf die wirtschaftliche Situation beider Kooperationspartner auswirken würde. Die endgültigen Ergebnisse werden 2021 präsentiert.