(c) Lfi Drohne

    Funktionaler Klimaschutz der Kärntner Landwirtschaft

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    Funktionaler Klimaschutz der Kärntner Landwirtschaft

    Raumberg-Gumpenstein hat erstmals exemplarisch für eine Region (Bundesland Kärnten) die Wirkung aller Treibhausgasemissionen auf die Energiebilanz der Atmosphäre berechnet. Diese Ergebnisse und zusätzliche Ökobilanzen der Lebensmittelproduktion im Bundesland wurden im Konzept des funktionalen Klimaschutzes zusammengefasst. Entscheidungsträgern steht damit ein neues, innovatives Werkzeug zur Definition von Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung.

    Emissionen von Treibhausgasen erhöhen die Energiebilanz der Atmosphäre (Strahlungsantrieb RF). Es wird wärmer. Der Wirkungsanteil eines einzelnen Treibhausgases hängt von der Menge und den physikalischen Eigenschaften ab. Die wirksame Menge entsteht durch die langfristige Dynamik von Emissionen und deren Abbau in der Atmosphäre oder Biosphäre. Obwohl diese Zusammenhänge leicht verständlich und allgemein bekannt sind, verzichtet die übliche Methode zur Bilanzierung von Treibhauswirkung auf die Erstellung dynamischer Zeitreihen. Die verwendete Methode ist eine vereinfachte Normierung, die wie ein Wechselkurs mit dem Emissionsmengen multipliziert wird und so die Einheit CO2-Äquivalente ergibt. Diese Einheit ist von der tatsächlichen bzw. zu erwartenden Erwärmungswirkung entkoppelt. Aussagen zum Status oder Erreichungsgrad politischer Klimaschutzziele, das ist die Klimaneutralität, sind nicht möglich. Keine guten Voraussetzungen für Entscheidungsträger, die mit vorgeschlagenen Maßnahmen eine glaubwürdige Wirkung kommunizieren müssen!

    Die Landwirtschaftskammer Kärnten hat diese Lücke geschlossen, indem der zeitliche Verlauf der Veränderung der Energiebilanz ab 1890, das entspricht etwa dem Beginn des Industriezeitalters in Kärnten, bei der HBLFA Raumberg-Gumpenstein nachgefragt wurde. An die Anfrage war auch die Bitte um Nennung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen angeschlossen. Zur Beantwortung wird als Innovation die Methode „Funktionaler Klimaschutz“ vorgestellt.

    Funktionaler Klimaschutz berücksichtigt als grundlegende Funktion die Zeitreihenanalyse des Strahlungsantriebes und ergänzt deren Ergebnis durch Ökobilanzen. Die Einführung eines langen Beobachtungsfensters (z.B. 1890 bis 2050) ermöglicht die Darstellung von Nettowirkungen (NRF). Der funktionale Klimaschutz bietet Entscheidungsträgern in etwa den folgenden Entscheidungsbaum an:

    1. Haben wir bei einem Treibhausgas zumindest das Ziel der Klimaneutralität erreicht? Wenn ja, können wir weitere Verbesserungen als Klimaschutzleistung erreichen? Wenn nein,
    2. wie umweltverträglich kann ein dringend benötigtes Produkt im eigenen Land hergestellt werden? Besteht ein komparativer Vorteil, soll das Produkt auch unter dem Aspekt weiterer Klimawirkungen selber hergestellt werden, weil eine Auslagerung der Produktion in Summe zu einer höheren Belastung führt. Gibt es effizientere Produzenten im Ausland ist die Produktion im eigenen Land einzustellen, außer
    3. nachweisliche Wechselwirkungen sind so bedeutend, dass dieser Effekt direkt oder indirekt wieder zerstört wird.

     

    Ergebnis 1: Hat Kärnten bei einzelnen Treibhausgasen bereits die Klimaneutralität erreicht?

     

    Landwirtschaft

    1

     

    1. Für Methan (CH4) wurde Klimaneutralität längst erreicht. Sogar der Ausgangspunkt wurde bereits unterschritten. Entscheidung: Kein zwingender Handlungsbedarf.
    2. Lachgas (N2O) nähert sich schon länger der Klimaneutralität an. Entscheidung: Es besteht Handlungsbedarf im Ausmaß des Szenario WAM.
    3. Kohlendioxid Landwirtschaft (CO2), nicht im Bild. Entscheidung: siehe Gesamtwirkung CO2

     

    Gesamtwirtschaft

     2

    1. Kohlendioxid Gesamtwirtschaft (CO2) ist selbst unter WAM-Bedingungen weit von der Zielerreichung der Klimaneutralität entfernt.
    2. Unter Berücksichtigung der Eingangsniveaus (NRF) erreichen die Summen aller landwirtschaftlichen Treibhausgase im Jahr 2020 einen Anteil von 5,7 %. Der Wert sinkt bis 2050 auf 3,6 %. 

     

     Ergebnis 2: Haben landwirtschaftliche Produkte aus Kärnten einen Wettbewerbsvorteil im Sinne ihrer Umweltverträglichkeit?

    Die Ökobilanzierung vieler Produktionszweige in Kärnten ist möglichen Importquellen weit oder sehr weit überlegen. So zeigt die Ökobilanz von Milch, dass diese im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz einnimmt und die beste Treibhausgasbilanz Europas aufweist. Reduktionen in der Produktion, zugunsten einer geringeren Klimabilanz in Kärnten führen bei gleichbleibender Nachfrage zu einer globalen Verschlechterung. Jeder importierte Liter Milch aus dem EU-Raum führt global zu zusätzlichen 20 - 30 % an Treibhausgasen, bei extensivem Rindfleisch kann der Wert, je nach Herkunftsland, auf zusätzliche über 200 % ansteigen. Das bedeutet, dass alle Produkte mit günstigem ökologischen Fußabdruck auf jeden Fall in Kärnten zu produzieren sind. Eine kleinere Untersuchung mit Betrieben des SVR-Süd hat ein ähnliches Ergebnis für die Erzeugung von Schweinefleisch hervorgebracht.

     

    Ergebnis 3: Empfehlungen von Maßnahmen

    Den Entscheidungsträgern in Kärnten wird geraten der Diskussion um Zielfunktionen auf der Basis des Treibhauspotenzials (GWP) (z.B. -32,7 %) kein normatives Gewicht zu geben, sondern vielmehr proaktiv an Maßnahmen zu arbeiten, die geeignet sind, um NRF zu stabilisieren. Diese Maßnahmen sind:

    1. Die Energiewende, um zusätzliche Emissionen aus fossilem CO2 zu verhindern.
    2. Ein spürbarer Eingriff in die N-Bilanzen der Böden und die Bodengesundheit durch ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Senkung der N2O-Emissionen. Beiträge können z.B. durch eine Ausweitung der N-reduzierten Fütterung, Verbesserung der N-Bilanz und der N-Effizienz in der Düngung (Düngerreduktion, Einsatz stabilisierter Mineraldünger, usw.), Ausbau der Biolandwirtschaft, Maßnahmen zum Verzicht auf ertragssteigernde Betriebsmittel, Ausbau der Weidehaltung, Verbesserung der Wirtschaftsdüngerausbringung, schonende Bearbeitungsmaßnahmen von Grünland- und Ackerböden, minimale Bodenbearbeitung usw. geleistet werden.
    3. Im globalen Kontext den dynamischen Ausstieg aus dem Import von Futter mit einem hohen Anteil an Umweltwirkungen aller Art. Dieser Ausschluss benötigt als Vorbereitung die Umsetzung einer Kärntner Eiweißstrategie. Ein in sich ebenso komplexes Thema, das von der Grundfutterqualität im Grünland über die Fruchtfolgen am Acker bis zur Nutzung von Nebenprodukten der Nahrungsindustrie reicht.
    4. Der Einsatz von Futtermitteln mit CH4-senkenden Eigenschaften als zusätzlichen Leistungsbeitrag der Wiederkäuerhaltung.

     

     

     
     

    Downloads zum Funktionalen Klimaschutz der Kärntner Landwirtschaft

     

     

    Forschungsbericht "Funktionaler Klimaschutz der Kärntner Landwirtschaft" zur Voransicht

    ProjektleiterIn

    Guggenberger Thomas, Dr.

    Dr. Thomas Guggenberger, MSc

    Institutsleitung Nutztierforschung

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