Die Methodik der modernen Sicherheitswissenschaft lässt sich unabhängig von der Art und Entstehung des Ereignisses anwenden (Naturkatastrophen bzw. anthropogen Katastrophen) und bietet damit die Grundlage für weiterführende Entscheidungssysteme und Beurteilungen. Sie unterteilt sich in die drei Bereiche „Risikoanalyse“, „Risikobewertung“ und „Risikomanagement“. Dabei wird dem Risiko systematisch unter Berücksichtigung sicherheitstechnischer, wissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Ansprüche begegnet. Bringt man die traditionelle Gefahrenanalyse in Zusammenhang mit den oben erwähnten Expositions- bzw. Folgenanalysen, so zeigt sich die Notwendigkeit neuer Techniken zur Abgrenzung und Abschätzung kommender Ereignisse.
PROJEKTZIELE:
- Ziel von MONITOR ist es Synergieeffekte bestehender Wissens- und Kommunikationspotentiale zu nutzen und die verschiedenen nationalen und organisationsspezifischen Aktivitäten in Kooperationen einzubinden. Interdisziplinäres Gefahrenmanagement ist nicht Selbstzweck, sondern dient dem Handeln (Planung, Ablaufmanagement, Bewältigung) der involvierten Akteure.
- MONITOR wird methodische Erneuerungen im Sinne der Risikoanalyse vorschlagen sowie auf eine Verbesserung des Risikomanagements und Erstellung von Richtlinien der Risikokommunikation fokussieren. Weiters wird die Kommunikation in der Katastrophenprävention bzw. im Katastrophenschutz verbessert.
- MONITOR wird den gesamten Prozess der Risikobeurteilung und insbesondere auch der Risikokommunikation unterstützen und transparenter machen und zu transnational vergleichbaren Standards in diesen Bereichen führen.
TEST-GEBIET NATIONALPARK GESÄUSE:
Der Nationalpark Gesäuse wird von seinem geologischen und geomorphologischen Aufbau geprägt. Vor allem die extreme Reliefenergie ist bezeichnend. Auf engstem Raum steigen wir hier von Auwäldern an der Enns bis zu Fels- und Schuttfluren in den Kalkwänden hoch. Den umgekehrten Weg gehen Gesteins- und Schneelawinen. Die Häufigkeit dieser wird noch verstärkt durch hohe Schneemengen im Winter und häufige Starkregenereignisse im Sommer.
Der Nationalpark Gesäuse bietet sich also als Untersuchungsgebiet für Extremereignisse in den Bereichen „Wildbach und Fluss“ aber auch „Sturm und Lawinen“ an. Er zeichnet sich durch das häufige Auftreten von hochdynamischen, natürlichen Vorgängen aus. Dies bewirkt eine hohe Artenvielfalt und diese zu erhalten ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Nationalparkverwaltung. Gleichzeitig ist selbstverständlich auch der Schutz der Infrastruktur weiterhin zu gewähren. Dieses Spannungsfeld zwischen möglichst „freier Naturdynamik“ und „optimalem Schutz“ von Mensch und Infrastruktur macht die Besonderheit des Naturraummanagements im Nationalpark Gesäuse aus.
MONITOR - Novo Mesto meets Styria
Nationalparkerlebnis für die Slowenische Partnerschule Novo Mesto
Novo Mesto ist eine Stadt mit ca. 22.370 Einwohnern im Südosten von Slowenien, unweit der kroatischen Grenze. Die gebirgige Landschaft im Nationalpark Gesäuse ist daher ein einmaliges Erlebnis für die 40 slowenischen Schüler, Studenten und Lehrer der Partnerschule. Den ersten Eindruck erhielten die Gäste aus dem Süden durch den 3D Flug über den Nationalpark. Danach ging es weiter auf die Kölblalm, wo die Almwirtschaft im Nationalpark erklärt wurde. Schwerpunkte der Exkursion waren die zwei aktuellen EU-Projekte im Nationalpark, welche direkt vor Ort präsentiert wurden.
Das EU-Projekt MONITOR (Gefahrenmonitoring für Risikobewertung und Risikokommunikation), wird in der Stabstelle Akquisition der HBLFA Raumberg-Gumpenstein betreut. Nicht zuletzt aufgrund der Vielfalt wurde der Nationalpark Gesäuse als Testgebiet ausgewählt. Vor Ort und in Kooperation mit der Wildbach- und Lawinenverbauung Ennstal und Salzatal, der ÖBB und der Nationalparkverwaltung werden Dauerbeobachtungsflächen zur Analyse von Gefahrenprozessen ausgewertet. Diese Flächen umfassen neben den Lawinenbahnen auch Flächen der Landnutzung insbesondere der Almwirtschaft, Naturschutzgebiete und Infrastruktur. Die Gradwanderung zwischen maximalem Schutz vor Naturgefahren und die Erhaltung der Naturlandschaft soll gemeinsam unter Einbeziehung aller Betroffenen und Beteiligten erfolgreich gelöst werden.
Die Wildbach- und Lawinenverbauung Ennstal und Salzatal präsentierte das EU-Life Projekt. Hier geht es um die Errichtung von ökologischen Schutzmaßnahmen an der Zufahrtsstrasse ins Johnsbachtal, welche durch Vermurungen stark gefährdet sind. Mittels Rückbau-Arbeiten an der Mündung des Johnsbaches in die Enns werden die Fischaufstiegsmöglichkeiten für schwimmschwache Jungfische und für die Koppe kein Hindernis mehr sein. Auch ein geöffneter Seitenarm bietet nun freie Bahn für den Wildbach.
Nachdem beide EU-Projekte vorgestellt wurden ging es weiter in den Weidendom des Nationalparks. Den Abschluss der Exkursion bildeten ein kleiner Spaziergang durch den Stiftsgarten in Admont, sowie eine kurze Besichtigung der Stiftsbibliothek.
Die Exkursion war sehr erfolgreich - die SchülerInnen/StudentInnen unserer Partnerschule konnten an diesem Tag viele interessante Eindrücke und Informationen gewinnen.
MONITOR|08: Monitoring Methods - Systems behind a safer environment
VertreterInnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik, des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und den Landesregierungen Steiermark und Kärnten sowie der Baubezirksleitung Liezen und den Gemeinden des Ennstales, des Bulgarischen Forstministeriums, der Tschechischen Provinz Südmären, den Provinzen Bozen und Veneto aus Italien, Vertreter von Slowenien und Griechenland und der Schweiz referierten, diskutierten und beobachteten Monitoring Methoden gegen Risiken bezüglich gefährdeter Siedlungsflächen, Landnutzungsflächen und Infrastruktur.
Firmen präsentierten Monitoring Instrumente (Hard- und Software) vor Ort und Poster der Projektpartner veranschaulichten Monitoring Methoden für verschiedene Risikotypen, die interdisziplinäre Anwendung von Monitoring auf transnationaler Ebene sowie die Kombination von innovativen Methoden und der Einsatz entsprechender Instrumente (Katastrophenschutzmaßnahmen, Frühwarnsysteme u. Simulationsmodelle).
Am Abend wurden die Konferenzteilnehmer kulinarisch mit „Schmankerln aus dem Ennstal“ und mit Musik der „Altsteirischen Streichmusik Irdning“ verwöhnt.
Exkursion: Test-Gebiete MONITOR
Der erste Schwerpunkt der Exkursion war die Besichtigung des Lawinenradars „Multereck“ am Grimming – als Warnsystem zum Schutz der Landesstrasse B 145, eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Steiermark, Oberösterreich und Salzburg. Die ExkursionsteilnehmerInnen bekamen einen Einblick in die Problematik Multereck-Lawine und die zuständigen Stellen erklärten die Funktion des Lawinenradars.
Ein Sonderzug der Österreichischen Bundesbahnen führte im Anschluss von Bad Aussee nach Obertraun, wo die ÖBB die gefährdeten Bereiche der Bahnstrecke und die Lawinenwarnposten präsentierten. Die TagungsteilnehmerInnen konnten vom Zug aus eine Lawine beobachten, welche von den Felswänden des Koppentales abging.
Den Abschluss der internationalen Konferenz bildete die Fahrt mit der Gondel auf den Krippenstein. Hier präsentierte der Sektionsleiter der WLV Oberösterreich die Regionalstudie Koppen und Schwerpunkte zum Schutz vor Naturgefahren in der Region.
Die Ergebnisse der internationalen Konferenz wurden anhand einer Publikation (Monitoring Methods - Systems behind a safer environment) zusammengefasst.
Durch das EU-Projekt MONITOR konnten innerhalb der Partnerländer nicht nur die praktischen Erfahrungen von Naturgefahren durch Gefahrenmonitoring für Risikobewertung und Risikokommunikation ausgetauscht werden, sondern Methoden und Instrumente auch als Best-Practise Beispiele vorgezeigt werden, welche für die Zukunft auf EU-Ebene und im internationalen Raum eine wesentliche Bedeutung zum Schutz von Landnutzungsflächen, Siedlungsraum und Infrastruktur darstellen.