Seit 1992 ist diese Anwendung von HCB in Österreich verboten, nicht zuletzt wegen der stark kanzerogenen Wirkung von HCB. Insbesondere Ungeborene und Kleinkinder gelten bei Aufnahme von HCB als besonders gefährdet, wobei die sehr starken lipophilen Eigenschaften von HCB zur Anreicherung in Ölen und Fetten führen bzw. bei Betrachtung von einzelnen Organismen es ebenfalls zu einer Kumulation in deren Fettgeweben kommt. Die Halbwertszeit von HCB in der Umwelt beträgt in Abhängigkeit von diversen äußeren Faktoren etwa 6-7 Jahre. Hinsichtlich des Verhaltens von HCB bei Aufnahme durch landwirtschaftliche Nutztiere, im gegenständlichen Falle Rinder, sind die naturgemäß stark schwankenden Soffwechselsituationen dieser Tiere bei einer Risikobewertung unbedingt zu berücksichtigen. So werden bei anaboler Stoffwechsellage (z.B. Kühe: geringe Milchleistung, Trockenstehen) hohe Mengen des aufgenommenen HCB im Fettgewebe des Organismus gelagert. Bei Eintreten einer katabolen Stoffwechselsituation (z.B. Kühe: ab Beginn der Laktation) wird das gespeicherte Körperfett eingeschmolzen (=verbraucht), HCB wird frei und in hohen Mengen mit der Milch wieder ausgeschieden. Im Falle der Mutterkuhhaltung stellt das säugende Kalb sozusagen eine "Biofilter" dar, es wird also durch die Aufnahme von HCB-belasteter Milch selbst kontaminiert und das Tier scheidet dieses HCB jedoch nicht mehr aus. Fleisch und Fett dieses Tieres bleiben somit über eine sehr lange Zeit, möglicherweise lebenslang So kommt es nach Aufnahme von HCB-belasteten Futtermitteln durch Rinder zur HCB-Belastung der landwirtschaftlichen Produkte Fleisch und Milch. Es kann davon ausgegangen werden, dass im Görtschitztal etwa 10 Tonnen HCB (Schätzung) im Rahmen eines unvollständigen Verbrennungsvorganges in die Umwelt gelangten und somit als Immission regional wieder ihren Niederschlag, auch auf die Futtermittel der Tiere, fanden.
Ziele des Projektes:
Es gilt, eine sehr große Menge an Futtermitteln (Heu, Silagen), die HCB belastet sind, von den Betrieben zu entfernen bzw. durch unbelastetes Zukauf-Futter zu ersetzen. Neben der logistischen Lösung dieser Thematik (es geht lt. Aussage Dr. Hofer/TGD um mehr als 5.000 Tonnen Futtermittel, die ersetzt werden müssen) gilt es, all diese Futtermittel zu bewerten und den Landwirten Hilfeleistung zu stellen, damit der Landwirt sowohl quantitativ als auch qualitativ wieder vergleichbares Ersatzfutter erhält bzw. bei Minderqualität dem Landwirt die Differenz erstattet werden kann. Dazu ist jedoch notwendig, die Bewertung zu vereinheitlichen und Landwirte sowie Berater zu schulen, wie (=Prozedere) diese Futtermittel zu bewerten sind. Diese Aufgabe wird Dr. Buchgraber übernehmen (genaueres siehe Beilage „Maßnahmenplan Görtschitztal Buchgraber“).
Nachdem unklar ist, wie lange sich HCB in Böden, in den künftig (Ernten 2015, 2016,..) geworbenen Futtermitteln sowie in Fleisch und Milch der damit gefütterten Tiere tatsächlich halten wird, sollen neben den derzeit bereits stattfindenden routinemäßigen Beprobungen von Tankmilchproben und geschlachteten Tieren definierte Betriebe intensiveren Untersuchungen unterzogen werden.
Bei Einhaltung des Proben-Schemas sollten wir die Antworten auf die Fragen erhalten, ob bzw. wie sich Kühe hinsichtlich Laktationsstadium in ihrer HCB-Ausscheidung verändern bzw. auch wie lange HCB ausgeschieden wird bzw. wie hoch die Ausscheidung bei definiertem HCB-Eintrag ist. Auch eine Kontamination von Mist und Gülle und über diesen Weg wiederum die Böden und folglich auch Futtermittel ist zu klären und im Sinne des Riskomanagements in der weiteren Folge zu bewerten.
Mit den vorgestellten Maßnahmen können wir mithelfen, das Problem HCB im Görtschitztal so schnell als möglich zu lösen und den betroffenen Kärntner Bäuerinnen und Bauern wieder Perspektiven zu geben.
Detaillierte Leistungsbeschreibung des geplanten Projektes:
Es wurde ein entsprechender Probenplan erarbeitet, und zwar sollten dabei die Milchviehhaltung, Mutterkuhhaltung, Schafhaltung und Wildtiere berücksichtigt werden.
Zu den Milchkühen: hier liegt der Fokus eindeutig bei der Milch und wie mittlerweile bekannt, ist der Milch-Fettgehalt einer Kuh keine Konstante (Unterschied Anfangs-Endgemelk usw.). Da eine hohe Korrelation zwischen dem Milch-Fettgehalt und dem HCB-Wert erwartet werden kann, hilft uns nur eine exakte, repräsentative Probenahme weiter und eine solche kann nur über ein Milchmengenmessgerät garantiert werden. Deshalb unser Vorschlag, die Beprobungen an den Milchviehbetrieben simultan mit den LKV-Untersuchungen laufen zu lassen. Auch der etwa 40-tägige Intervall der LKV-Beprobungen würde ein gutes Bild ergeben, wenn die Untersuchungen für ein Jahr, zumindest jedoch so lange, bis an 3 hintereinanderliegenden Beprobungs-Terminen keine positiven Ergebnisse mehr gefunden werden (auf Betriebsebene). Blutproben sind ebenfalls sinnvoll, abzentrifugiertes Serum für eine blutchemische Untersuchung auf zumindest FFS, BHB und Leberenzyme (evtl. auch Vollanalyse, wäre nicht viel teurer) sowie eine Blutprobe auf HCB-Gehalt.
Es sollten 3 Milchviehbetriebe in diese Untersuchungen einbezogen werden, von jedem Betrieb jeweils 3 Kühe trockenstehend, 3 Kühe innerhalb erste 60 Tage der Laktation, 3 Kühe innerhalb 61-180 DIM und 3 Kühe altmelkend (länger als 180 DIM). Im Rahmen der LKV-Beprobung könnte die überschüssige Milch aus dem Milchmengenmessgerät für die HCB-Bestimmung herangezogen werden. 2 Betriebe sollten Fleckviehbetriebe sein, ein weiterer entweder BV oder HF. Es würden an den Probenahmeterminen (LKV-Kontrolle) immer die dieselben 12 Kühe des jeweiligen Betriebes beprobt und zugleich/an diesem Tag würden auch die Umweltproben-Futter-Kot… gezogen (siehe konkreter Probenplan).
Zu den Mutterkühen: Milchproben fallen hier weg, Schlachttiere werden ohnehin routinemäßig beprobt, fallen also noch die Umweltproben an, wie sie auch im Probenplan für die Milchkühe bereits gelistet sind, ebenfalls 3 Mutterkuhbetriebe sollten beprobt werden, Intervall ebenfalls 40 Tage
Schafbetriebe: Zumindest auch ein Schafbetrieb sollte in diesen Untersuchungen mit einbezogen werden, Probenahme wie in Mutterkuh-Haltung
Erfolgsaussichten:
Die Erfolgsaussichten hängen ganz wesentlich von der Finanzierung der Analysen und damit von der vollständigen Umsetzung des Projektes ab. Erst durch diese intensive Beprobung auf HCB lassen sich die Kinetik und der Kreislauf von HCB innerhalb eines landwirtschaftlichen Betriebes (Kontamination Futtermittel-Tiere Produkte bzw. Kot und in der Folge Mist/Gülle-Boden Futtermittel-...) erkennen und mögliche Risiken im Rahmen der Sanierung abschätzen.
Bedeutung des Projekts (für Landwirtschaft/Forstwirtschaft/Wasserwirtschaft/Umwelt/andere Bereiche):
Die Sanierung der HCB-Problematik ist von überragender Bedeutung, nicht nur für die betroffenen Landwirte im Görtschitztal (360 Betriebe) und für die regionale Produktion. Auch die überregionale, österreichische Produktion von Milch und Fleisch und hatte im Gefolge dieser HCB-Problematik bereits reale Probleme und es gab/gibt auch immer noch negative Auswirkungen auf diese Märkte in Österreich (Absatzpobleme, ..). Auch in anderen Bereichen wie dem österreichischen Tourismus, wo auch auf eine gesunde Umwelt in Österreich /Kärnten hingewiesen wird bzw. dies auch ausgelobt wird ("Urlaub bei Freunden", "Urlaub am Bauernhof", "Brettljause beim Bauern",...), hat die HCB-Problematik bereits negative Auswirkungen gezeigt. Es ist von fundamentaler Wichtigkeit für Österreich, dass die Sanierung der HCB-Problematik im Görtschitztal fachlich fundiert, ohne jedes Risiko im Sinne des Krisenmanagements und daher nicht vom Spargedanken diktiert, umgesetzt wird. Fehler (oben zitierter BMG-Erlass), aber auch ein fahrlässiger Umgang bei dieser HCB-Sanierung (z.B. mangelnde Entsorgung von "gelben" Futtermitteln) könnten zu einem unbeherrschbaren Problem in der Zukunft werden und der heimischen Landwirtschaft einen Supergau bescheren.