In der Praxis zeigen sich in diesen Monaten bei vielen Betrieben Schwankungen in der Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen. Dies stellt ein Zeichen von Fehlern in der Fütterung dar. Insgesamt ist die Weidehaltung in Österreich rückläufig, wobei sicherlich die oben angeführten Punkte mit eine Ursache dafür darstellen. Vor allem bei jenen Betrieben, die eine hohe Milchleistung pro Kuh anstreben, ist ein Ausstieg aus der Weidehaltung festzustellen. In diesem Zusammenhang müssen aber auch die agrarpolitischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.
Österreich hat im Rahmen der Verhandlungen zur Agenda 2000 auf eine spezifische Aufstockung der Quote im Berggebiet zugunsten einer Extensivierungsprämie für Milchkühe im Berggebiet verzichtet. Um diese Prämie in Anspruch nehmen zu können, müssen mindestens 50% der gemeldeten Futterflächen als Weideland gemeldet sein und der RGVEBesatz je ha darf 1,4 nicht übersteigen. Aus dieser Sicht könnte zumindest mittelfristig ein weiterer Rückgang der Weidehaltung verhindert werden. Weidefutter stellt weiters auch ein sehr kostengünstiges Futter dar. Zusätzlich sollten aber auch die Erwartungen der Konsumenten - Weide wird als sehr naturnahe eingestuft - nicht vernachlässigt werden.
Unter österreichischen Produktionsbedingungen liegen praktisch keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Weidehaltung von Milchkühen vor. Das Ziel des vorliegenden Projektes war es daher, die Grünfütterung auf der Weide (Tagweide bzw. Tag- und Nachtweide) bzw. im Stall zu vergleichen. Es sollten sowohl die Auswirkungen auf die Futteraufnahme als auch auf die Nährstoffversorgung und Leistung von Milchkühen geprüft werden. Zusätzlich sollte mit Hilfe von Videoaufzeichnungen das Verhalten der Tiere auf der Weide im Tagesverlauf und in Abhängigkeit von Klimafaktoren untersucht werden.