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    Erste Ergebnisse aus dem Andenlupinenprojekt LIBBIO

    Das EU-Projekt „LIBBIO“ hat zum einen die Prüfung der Anbaueignung der Andenlupine in verschiedenen europäischen Ländern, unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sowie auf unterschiedlichen Böden zum Ziel, zum anderen wird versucht, Produkte für die menschliche Ernährung, aber auch aus dem nicht-Lebensmittel-Bereich zu finden, für welche die Andenlupine mit ihren Inhaltsstoffen die Grundlage bildet. Dafür arbeiten 14 verschiedene Institute und Firmen mit ihren Wissenschaftlern aus 8 europäischen Ländern an diesem Projekt. Erste Erkenntnisse konnten in den vergangenen drei Jahren bereits gewonnen werden.

    Anbaueignung von Andenlupinen in Österreich

    Pflanzenbauliche Entwicklung der Andenlupine

    Der Anbau der Andenlupine erfolgte in Österreich auf zwei unterschiedlichen Standorten. Der eine Standort befindet sich an der Versuchsaußenstelle in Lambach in Oberösterreich im Voralpengebiet, wobei hier zwei unterschiedliche Böden zur Verfügung standen. Der andere Standort ist einer im alpinen Klima, und zwar in Trautenfels, am Sitz des Bioinstituts.

    In den bisherigen Versuchen konnte festgestellt werden, dass die Andenlupine im Keimlingsstadium frostempfindlich ist, was im ersten Versuchsjahr eine komplette Abdeckung mit einem Vlies nach dem Anbau Mitte April wegen einer ausgesprochenen Kaltwetterperiode notwendig machte. Ebenfalls zeigte sich, dass die Andenlupinen unter normalen Witterungsbedingungen nicht wie die meisten anderen Pflanzen abreifen, sondern bis zum ersten Frost immer wieder neue Triebe hervorbringen, dadurch an ein und derselben Pflanze zum selben Zeitpunkt Knospen sowie Blüten und Hülsen in verschiedenen Reifestadien zu beobachten sind. Diese Tatsache macht eine maschinelle Ernte der Hülsen mittels Mähdrescher in Mitteleuropa unmöglich, das gelingt nur durch große Hitze und starke Trockenheit in den südlichen Ländern, wo die gesamte Pflanze abreift und dadurch zur Mähdruschfrucht wird. In den nördlicheren Ländern erhält die Andenlupine auch in Trockenperioden doch so viel Feuchtigkeit, dass sie immer wieder neue Triebe bilden kann. Ebenfalls zu beobachten war das Abwerfen der reifen Hülsen während einer ausgesprochenen Trockenperiode, wobei aber bei Einsetzen der nächsten Niederschläge sofort wieder neue Hülsen gebildet wurden.

    Im Jahr 2019 konnten die pflanzenbaulichen Versuche wegen der anhaltenden feuchten Witterung im Mai erst gegen Ende des Monats angebaut werden. Durch die nachfolgende Wärme gingen die Pflanzen am Standort Trautenfels innerhalb von nur fünf Tagen auf und entwickelten sich sehr rasch sehr gut. Am Standort Lambach wurden die Versuche erst Anfang Juni angelegt, dadurch verzögerte die schon herrschende Trockenheit die Keimung um einige Tage.
    Außerdem wurde festgestellt, dass die Andenlupine eine langsame Jugendentwicklung hat, wenn sie früher angebaut wird und dadurch starke Konkurrenz durch die Verunkrautung erhält. Gerade unter eher feuchten, kühlen Witterungsbedingungen ist die vorherrschende Unkrautflora sicher im Vorteil. Zudem führen alle anderen Versuchsansteller in diesem Projekt ihre Versuche konventionell durch und testen verschiedene Herbizide. Im Fall der HBLFA Raumberg-Gumpenstein als zertifizierter Bio-Austria-Betrieb bleibt nur die mechanische Unkrautbekämpfung, was mittels Striegel, Hacke oder auch händisch erfolgt.

    Für die pflanzenbaulichen Versuche standen verschiedene Prüfstämme und eine Sorte zur Verfügung. Von der einzigen Sorte wurden im Jahr 2018 und 2019 im Laufe der Vegetationsperiode Proben genommen, aus denen der Ertrag ermittelt wurde sowie die Inhaltsstoffe analysiert wurden. Dabei zeigte sich, dass speziell in den Stängeln der Fasergehalt ansteigt, wobei er sogar mehr als die Hälfte der Stängelmasse ausmacht.
    Was die Bildung an Biomasse betrifft, liegt die Andenlupine mit der einzigen Sorte an der Spitze aller Kulturarten, welche an diesen beiden Standorten gedeihen können. Allerdings konnte das Pflanzenmaterial noch nicht für Futterzwecke verwendet werden, weil der Gehalt an Alkaloiden über dem erlaubten Schwellenwert liegt. Auch wurden erste Versuche durchgeführt, Silagen aus der Andenlupine in einer Mischung mit einem anderen Partner wie Grünfutter oder Silomais zu erzeugen. Trotzdem macht diese Nutzung erst Sinn, sobald die Züchtung süße Stämme zur Verfügung stellen kann.

    Das Projekt läuft noch bis zum Herbst 2020, wobei im kommenden Jahr wieder pflanzenbauliche Versuche an der HBLFA durchgeführt werden.

    Andenlupinen als Eiweißpflanzen zur vielfältigen Nutzung

    Die Verwertung der Andenlupinen soll zum einen über die in den Hülsen enthaltenen Körner erfolgen, zum anderen über die Gesamtpflanze in Form von Silage, aber auch als Biomasse-Ausgangsstoff für Bio-Raffinerien.

    Andenlupinen weisen in ihren Samen einen Proteingehalt von mehr als 40 % und einen Ölgehalt von mehr als 20 % auf, womit sie die Süßlupinen übertreffen. Das Lupineneiweiß kann in der Lebensmittelindustrie als Ersatz für Sojaeiweiß verwendet werden, weil gerade die starke Zunahme an Vegetariern und Veganern einen hohen Bedarf an pflanzlichem Eiweiß erfordert.

    Zusätzlich zu ihrer Eigenschaft als Leguminose, Stickstoff zu erzeugen, sollen weitere positive Effekte der Andenlupinen im Hinblick auf die Fruchtfolgegestaltung untersucht werden. Ebenso ist an eine Nutzung nährstoffarmer Böden, die derzeit nicht für anspruchsvolle Kulturpflanzen zur Verfügung stehen, nach dem Anbau von Andenlupinen gedacht. Damit könnten möglicherweise Industriebrachen oder derzeit nicht landwirtschaftlich genutzte Böden wieder in den landwirtschaftlichen Kreislauf eingegliedert werden. Dieser Aspekt ist besonders hinsichtlich der sich verknappenden Ressource Boden zu sehen.

    Andenlupinen

    Andenlupinen

     HBLFA Raumberg-Gumpenstein