Zeigerpflanzen bewähren sich daher für eine rasche Entscheidungsfindung und sind in der Landwirtschaft, im Naturschutz, für die Wasserwirtschaft und in der Landschaftsplanung eine einfache Alternative zu aufwendigen und langjährigen hydrologischen Messungen und bodenphysikalischen Analysen. Sie reagieren auf Veränderungen des Bodenwasserhaushalts wesentlich früher als der Bodentyp und die Nässemerkmale im Boden.
Das Vorkommen oder Fehlen, die Zu- oder Abnahme, das Verschwinden oder Neuauftreten von Zeigerpflanzen in einem Lebensraum wird auch ohne botanische Spezialkenntnisse erkannt.
Mittels Zeigerpflanzen können Standorte und Lebensräume mit deutlichem Einfluss von Grund-, Stau-, Hang- oder Überflutungswasser rasch und flächenhaft festgestellt werden.
Der Kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) zeigt bei gehäuftem Vorkommen einen verdichteten, wechselfeuchten (staunassen) Boden an. Er ist ein Bodenverdichtungs- und Wechselfeuchtezeiger. Für das Vorkommen der einzelnen Pflanzenarten in der Landschaft ist der Standort entscheidend (Klima, Boden, andere Pflanzen, Tiere, Mensch). Einige Arten haben eine geringe ökologische Amplitude bezüglich einzelner Standortfaktoren (z.B. Bodenfeuchte, Boden-pH-Wert) und sie reagieren äußerst empfindlich gegenüber deren Veränderungen. Diese Arten (Spezialisten) können daher meist nur einen spezifischen Lebensraum (z.B. kalkreiche Quellflur) besiedeln. Sie sind, im Gegensatz zu den Generalisten, in ihren Standortansprüchen hoch spezialisiert und können daher als Bioindikatoren (Zeigerpflanzen) verwendet werden.
Der Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) wächst bevorzugt auf carbonathaltigen Böden in Kalk-Quellfluren. Er deutet auf ein kalkhaltiges Quellwasser hin. Der Riesen-Schachtelhalm ist ein Nässe- und Carbonatzeiger.
Zeigerpflanzen sind Bioindikatoren, der ökologische Zustand eines Lebensraums (z.B. Eutrophierungsgrad eines Oberflächengewässers) wird rasch und flächenhaft festgestellt:
- Beurteilung bestimmter Standorteigenschaften in einem Lebensraum (z.B. Häufigkeit und Dauer einer Überflutung),
- Feststellung kleinräumiger Standortunterschiede innerhalb eines Lebensraums,
- frühzeitige Standortveränderungen erkennen,
- Ableitung der Dringlichkeit und Notwendigkeit von Maßnahmen (z.B. kulturtechnische Maßnahmen wie Drainagierung),
- rasche, einfache Kontrolle des Erfolges von umgesetzten Maßnahmen.
Das Gewöhnliche Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) blüht im Frühling und kennzeichnet bei gehäuftem Vorkommen wechselfeuchte Standorte.
Rückschlüsse auf die Standortbedingungen erfolgen bei starkem Auftreten einer Zeigerart (z.B. Schlangen-Knöterich) oder mehrere bis viele Arten mit gleichem Zeigerwert (z.B. Feuchtezeiger) möglich.
Der Schlangen-Knöterich (Persicaria bistorta) zeigt durch sein Massenvorkommen einen feuchten Standort und ein kühles Klima an. Er ist ein Kühle- und Feuchtezeiger.
Es gibt Zeigerpflanzen für verschiedene Standorteigenschaften (z.B. Nährstoffhaushalt, Bodenwasserhaushalt, Wärmehaushalt, Boden-pH-Wert, Lagerungsdichte im Boden).
Die Anwesenheit einer einzigen Zeigerart mit geringer Individuenzahl (z.B. Einzelpflanze der Kuckuckslichtnelke) liefert hingegen keine sichere Aussage über den Standort.
Die Schlank-Segge (Carex acuta) bildet artenarme Dominanzbestände und kennzeichnet mäßig nasse, periodisch überflutete Standorte. Sie ist ein Nässe- und Überflutungszeiger.
Die Schlank-Segge (Carex acuta) bildet artenarme Dominanzbestände und kennzeichnet mäßig nasse, periodisch überflutete Standorte. Sie ist ein Nässe- und Überflutungszeiger.
Zusammenfassung Zeigerpflanzen
Feuchtezeiger: Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum),Filz-Kratzdistel (Cirsium heterophyllum), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Schlangen-Knöterich (Persicaria bistorta), Großes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Hain-Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis nemorosa), Echter Beinwell (Symphytum officinale), Flatter-Simse (Juncus effusus), Grau-Simse (Juncus inflexus)
Nässezeiger: Schilf (Phragmites australis), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Schlank-Segge (Carex acuta), Gewöhnliche Waldbinse (Scirpus sylvaticus), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus), Kronlattich (Willemetia stipitata), Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre)
Überflutungszeiger: Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus geniculatus), Kriech-Straußgras (Agrostis stolonifera), Gewöhnliche Quecke (Elymus repens), Falt-Schwadengras (Glyceria notata)
Wechselfeuchte- und Wechseltrockenheitszeiger: Horst-Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa), Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea), Hasen-Segge (Carex leporina), Blau-Segge (Carex flacca), Gewöhnliches Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Echtes Labkraut (Galium verum), Echter Ziest (Betonica officinalis)