Ausführliche Informationen zu den Schweizer Untersuchungen sind bei Hofstetter et al. (2011, 402ff), Wyss et al. (2011, 412ff) und Gazzarin et al. (2011a, 418ff) nachzulesen. In einem unentgeltlichen Kooperationsprojekt wurden dazu die Daten der Schweizer Untersuchungen zur ökonomischen Bewertung unter österreichischen Rahmenbedingungen von den Schweizer Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassung
Die Vollweidehaltung gewinnt in Mitteleuropa zunehmend an Bedeutung – immer mehr Betriebe zeigen Interesse an dieser Haltungsstrategie. Ob diese Haltungsform für die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Berggebiet des Alpenraums eine rentable Alternative darstellt, ist jedoch für viele Betriebe noch offen. Diese Frage wurde in der vorliegenden Arbeit untersucht. Es wurde weiters betrachtet, ob konventionelle oder biologische Wirtschaftsweise zu besseren Ergebnissen führt, wie sich ändernde Marktbedingungen auf die Ergebnisse auswirken und inwieweit sich die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit von Schweizer Untersuchungen unterscheiden.
Als Ausgangsbasis für die Berechnungen dienten die Ergebnisse des Schweizer Versuches „Systemvergleich Hohenrain". In einem Versuch wurden die Milchproduktionssysteme Stall- und Vollweidehaltung unter gleichen Bedingungen (Management, Betriebsgröße) geprüft. Ausgehend von diesen Produktionsdaten wurden verschiedene Modellbetriebe gebildet und mittels Vollkostenrechnung unter einem für österreichische typischen Marktumfeld ökonomisch ausgewertet. Die Modellbetriebe wurden differenziert in konventionelle und biologische Wirtschaftsweise und spiegeln mit 25 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und eine Milchkuhanzahl von 24 bis 28 einen für Österreich typischen Milchviehbetrieb wider. Zusätzlich wurden die Varianten Intensivierung der Milchproduktion bei Stallhaltung und Umstellung auf Heumilchproduktion bei Vollweidehaltung ausgewertet.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit und weitere Untersuchungen aus Österreich, Schweiz und Deutschland zeigen ein großes ökonomisches Potential der Vollweidehaltung. In der vorliegenden Arbeit wurden mit dieser Strategie deutlich höhere Einkünfte aus Milchviehhaltung, ein höheres Arbeitseinkommen und kalkulatorisches Betriebsergebnis erreicht. Ein restriktiverer Kraftfutter- und Betriebsmitteleinsatz führen zu geringeren Direktkosten, wodurch Einkommenseinbußen durch geringere Milchproduktion ausgeglichen werden können. Nebenerlöse, wie der Schlachtkuh- und Kälberverkauf gewannen an Bedeutung, wodurch die Betriebe weniger stark vom Milchverkauf abhängig waren. Ein Milchpreisrückgang würde dadurch geringere negative Auswirkungen haben.
Sehr gute Ergebnisse erzielten im Besonderen die biologisch wirtschaftenden Vollweidehaltungsbetriebe. Ebenso erreichten die biologischen Stallhaltungsbetriebe bessere Ergebnisse als die konventionellen Modellbetriebe. Für Vollweidehaltungsbetriebe können weiters Vermarktungsprogramme wie Heumilch interessant sein. Im Ländervergleich Österreich-Schweiz ist die deutlich höhere Kosten- und Erlösstruktur in der Schweiz offensichtlich. Zusammenfassend stellt die Vollweidehaltung für Österreichische und auch Schweizer Milchviehbetriebe eine interessante Alternative zur herkömmlichen Stallhaltung dar. Durch steigende Kraftfutter- und Betriebsmittelpreise könnte der ökonomische Vorteil der Vollweidehaltung zukünftig noch weiter steigen.
Den vollständigen Abschlussbericht können Sie über folgende E-Mail-Anschrift anfordern: