Die extensive Milchproduktion in benachteiligten Gebieten hat in Österreich eine lange Tradition und spielt eine wichtige Rolle für die Offenhaltung der Kulturlandschaft. Dennoch ist die Milchproduktion auch mit verschiedensten Umweltauswirkungen (z.B. Treibhausgasemissionen, Nährstoffverluste, Flächenverbrauch) verbunden.
Im Rahmen des EU-Projektes „Circular Agronomics“ wurden daher 20 biologische Milchviehbetriebe aus dem Salzburger Lungau mittels Ökobilanzierung auf ihre Umweltwirkungen hin untersucht. Die ausgewählten Betriebe waren Teilnehmer des Pilot-Projektes „Reine Lungau“, das auf die Erzeugung hochwertiger Milchprodukte abzielte und die Schließung von Produktions- und Nährstoffkreisläufen innerhalb der Projektregion zum Ziel hatte. Bei der Ökobilanzierung wurden vier zentrale Umweltwirkungen von Milchviehbetrieben näher beleuchtet:
- Das Treibhauspotential (GWP) untersucht den Ausstoß der wesentlichen Treibhausgase (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) und deren Wirkung auf das Klima.
- Der kumulative Exergiebedarf (CExD) beschreibt den Verbrauch an natürlichen Ressourcen wie z.B.: Land, Minerale oder Metalle.
- Das Eutrophierungspotenzial (EP) berücksichtigt die aquatische Eutrophierung durch Stickstoff und Phosphor sowie die terrestrische Eutrophierung durch Phosphor.
- Das aquatische Ökotoxizitätspotenzial (AE) umfasst die Auswirkungen von Pestiziden und Schwermetallen auf das Oberflächen- bzw. Grundwasser.
Die Umweltwirkungen der 20 Lungauer Betriebe wurden anschließend auf zwei funktionelle Einheiten (FE) (1 kg Milch und 1 ha landwirtschaftliche Fläche) bezogen und mit den Umweltwirkungen eines repräsentativen Modellbetriebs verglichen, der auf Basis statistischer Daten und durchschnittlicher Produktionswerte österreichischer Bio-Milchviehbetriebe erstellt wurde.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Lungauer Betriebe im Vergleich zum Modellbetrieb ein deutlich niedrigeres EP pro kg Milch und pro ha aufweisen. Weiters war der CExD pro ha um etwa ein Viertel niedriger, was auf einen geringeren Ressourcenverbrauch aufgrund der geringeren Produktionsintensität der Lungauer Betriebe zurückzuführen ist. Hinsichtlich des Treibhauspotenzials schneiden die Lungauer Betriebe besser ab, wenn 1 ha als FE herangezogen wird, während der Modellbetrieb vorteilhaft erscheint, wenn 1 kg Milch als FE verwendet wird. Aufgrund der hohen Schwankungsbreite des zugekauften Grundfutters und der geringeren Produktionsintensität verursachen die Lungauer Betriebe jedoch ein höheres AE (unabhängig von der FE).
Zusammenfassend konnten drei Produktionsparameter identifiziert werden, die die Umweltwirkungen der Milchproduktion im Salzburger Lungau maßgeblich bestimmen:
- Die Besatzdichte
- Das eingesetzte Kraftfutter
- Das zugekaufte Grundfutter
Durch die moderate Intensität dieser Parameter können die extensiv bewirtschafteten Lungauer Betriebe einen wettbewerbsfähigen Beitrag zur österreichischen Nahrungsmittelproduktion leisten und heben damit die Bedeutung einer standortangepassten Landwirtschaft hervor.