Wird damit begonnen Wiese in Dauerweiden umzuwandeln entstehen im Pflanzenbestand Lücken, da typische Wiesengräser der Beweidung nicht standhalten. Sind nicht ausreichend weidetolerante Pflanzen vorhanden können diese Lücken von unerwünschten Gräsern und Kräutern besiedelt werden. Diese Entwicklung führt in weiterer Folge zu einer Verringerung des Mengen- und Qualitätsertrages auf der Fläche. Dabei ist nicht die intensive Beweidung an diesem Zustand schuld, sondern das Fehlen geeigneter Weide-Pflanzen. In der Umstellungsphase von einer Mähwiese zu einer Dauerweide bzw. bei der Sanierung bestehender Dauerweiden ist es ratsam begleitende Übersaaten zu tätigen, die den Bestand in eine gewünschte Richtung lenken und somit optimale Erträge und Qualitäten garantieren. Übersaaten auf Weiden sind einfach durchzuführen und benötigen einen geringen Maschineneinsatz. Eine Voraussetzung dafür ist, dass der Bestand sehr gut abgefressen und ausreichend offener Boden sichtbar ist. Die Grassamen müssen auf den Boden fallen damit sie keimen können. Entscheidend für eine funktionierende Übersaat ist die Wahl des richtigen Saatgutes. Das bedeutendste Weidegras des mitteleuropäischen Klimaraumes ist das Wiesenrispengras. Es bildet starke unterirdische Ausläufertriebe und trägt maßgeblich am Aufbau einer stabilen und dichten Grasnarbe bei. Da in erster Linie dieses Gras gefördert werden soll ist es ratsam für die Übersaat nur Wiesenrispengrassaatgut zu verwenden.
Geeignete Wiesenrispengras-Sorten sind LATO, RHENUS, NIXE, LIKOLLO, ADAM 1 oder BALIN (Achtung! Bio-Betriebe müssen bei Verwendung von konv. Gräser-Einzelkomponenten vor der Saat ein Ansuchen bei der Kontrollstelle stellen. Die Ausbringung des Saatgutes darf erst nach der Genehmigung erfolgen.). Soll ein rascher Erfolg eintreten empfiehlt es sich 2-3 Übersaaten in einem und gegebenenfalls in einem weiteren Jahr durchzuführen. Pro Übersaat werden je nach Lückigkeit 5-10 kg Saatgut pro ha benötigt. Auf sehr günstigen Standorten (z.B. Alpenvorland) kann 2-4 kg/ha Englisches Raygras (Sorten GURU oder IVANA) dazu gegeben werden. Eine zusätzliche Saat von Weißklee ist meist nicht notwendig, da dieser mittels des oberirdischen Kriechtriebes auf der Dauerweide stark zunimmt. Möchten Betriebe fertige Übersaatmischungen verwenden so werden im Handel intensiv Weidemischungen angeboten, die nur aus den Komponenten Wiesenrispengras, Englisches Raygras und wahlweise Weißklee bestehen.
Die Übersaat funktioniert am einfachsten mit einem Feinsämereienstreuer. Das Wiesenrispengras ist ein Lichtkeimer und darf nicht in die Erde abgelegt werden. Beim Englischen Raygras ist die Ablagetiefe weniger bedeutend. Entscheidend für den Anwuchserfolg ist die oberflächliche Ablage des Saatgutes und ein guter Bodenschluss zur Keimung. Dafür bestoßen die Tiere unmittelbar nach der Saat die übersäte Weidefläche und pressen so mit den Klauen die Samen an den Boden. Die Eingesäte Fläche kann ruhig weiter beweidet werden. Dabei wird der vorhandene Pflanzenbestand kurz gehalten und die Konkurrenz für die heranwachsenden Keimlinge minimiert. Die Schäden durch die Weidetiere an den Keimlingen halten sich in Grenzen, da die Jungpflanzen längere Zeit außerhalb der Bisshöhe liegen und tolerant auf den Tritt reagieren.
Günstige Übersaatzeitpunkte sind regional unterschiedlich. Entscheidend sind regelmäßige Niederschläge nach der Saat. Die letzten Übersaaten sollten Ende August bzw. Anfang September (in Gunstlagen) gemacht werden. Bei späteren Saaten ist der Entwicklungszeitraum bis zum eintretenden Winter zu kurz.
Untersuchungsergebnisse:
Im Rahmen einer Weideuntersuchung wurde der Erfolg einer Übersaat mit Wiesenrispengras auf einer Kurzrasenweide getestet. Dafür wurde eine Fläche mit Jungvieh in den Jahren 2008 und 2009 beweidet. 2008 wurden zu 3 Terminen Übersaaten mit Wiesenrispengras der Sorte BALIN durchgeführt und pro Termin 10 kg/ha Saatgut verwendet. Jeweils im Frühling (2008, 2009 und 2010) wurden die Parzellen bonitiert und der Pflanzenbestand prozentmäßig erhoben. Dabei konnte ein deutlicher Effekt der Übersaat festgestellt werden. In der Variante mit Übersaat erreichte das Wiesenrispengras 27 % und war damit um 10 % höher als in der Variante ohne Übersaat. Wie in den beiden Abbildungen erkennbar, kam es nicht nur beim Wiesenrispengras zu einer Veränderung sondern auch bei anderen Arten. Diese Änderung im Pflanzenbestand rührt daher, dass für diesen Versuch eine vorher als Schnittwiese genutzte Fläche beweidet wurde.
Abbildung 1: Weidevariante mit Wiesenrispengras-Übersaat
Abbildung 2: Weidevariante ohne Wiesenrispengras-Übersaat