Eine Frage, die bei Dauerweiden immer wieder auftaucht, bezieht sich auf die Erträge. Dauerweiden wird meist ein geringer Ertrag unterstellt, da auf der Fläche das Futter kurz ist und damit eine geringer Ertrag verbunden wird.
Gerade bei der Kurzrasenweide ist der Bestand bei optimalem Aufwuchs in einer durchschnittlichen Höhe von 6-7 cm, wodurch die Vermutung von geringen Erträgen optisch unterstrichen wird. Zur Feststellung der Ertragslage auf Kurzrasenweiden im Ostalpinen Klimaraum wurden am Bio-Institut des LFZ Raumberg-Gumpenstein Weideversuche angelegt, die dieser Frage nachgingen.
Untersuchungsergebnisse:
Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde eine bisher als Schnittwiese genutzte Fläche begonnen nach dem System der Kurzrasenweide zu nutzten. Während 3 Untersuchungsjahren (2007-2009) wurden die Erträge beider Systeme (Schnitt und Weide) einander gegenübergestellt. Bevor mit der Gegenüberstellung der Erträge begonnen werden kann müssen noch einige Punkte beachtet werden. In Versuchen werden sogenannte Ernteerträge ermittelt. Dies sind praktisch verlustfrei gewonnen Erträge. Nach dem Abmähen mittels Motormäher wird das Erntegut zusammengerecht und in Säcke abgefüllt. Aus dem Probenmaterial erfolgt unmittelbar eine Bestimmung der Trockenmasse. Dies ist ein Zustand der in der Praxis nicht vorkommt.
Bei einem Schnittnutzungssystem sind folgende Verlustquellen zu nennen: Veratmungs-, Bröckel-, Lagerungs- und Futterkrippenverluste. Auf einer optimal geführten Weide gibt es viele der bei der Schnittnutzung auftretenden Verluste nicht. Im Idealfall ist hier keine Nachmahd notwendig und dann sind die Verluste auf der Weide lediglich die im Herbst nicht gefressenen Geilstellen.
In der Untersuchung wurde in der 3-Schnittnutzung Ernteerträge von 11.000 kg TM/ha ermittelt und die Kurzrasenweide lag um 2.000 kg TM/ha darunter. In einem weiteren Schritt wurden praxisübliche Verluste in beiden Systemen unterstellt (Schnittnutzung 25 % und Kurzrasenweide 10 % Mengenverluste). Nach dem Abzug der Verluste kommt man zu der verwertbaren Futtermenge in beiden Systemen. In diesem Fall zeigten beide Systeme keinen Unterschied mehr. Der Ertrag von 8.000 kg TM/ha zweigt, dass auf der Kurzrasenweide hohe Futtererträge möglich sind und diese locker mit einem Schnittnutzungssystem mithalten können.
Bei einem weiteren Forschungsprojekt wurden 4 unterschiedliche Nutzungen miteinander verglichen. Dabei handelte es sich um eine 4-Schnittnutzung, Kurzrasenweide, Mähweide (1. Schnitt und danach Kurzrasenweide) und eine jährliche Abwechslung zwischen 4-Schnittnutzung und Kurzrasenweide. Auch in diesem Fall lag die Schnittnutzung mit fast 12.000 kg TM/ha um 2.000 kg TM/ha über den Ernteerträgen der Kurzrasenweide. Die Ernteerträge der Mähweide, Kurzrasenweide und abwechselnden Schnitt/Weide-Nutzung unterschieden sich nicht voneinander.
Abbildung 1: Ertragsvergleich Schnittnutzung und Kurzrasenweide
Abbildung 2: Ertragsvergleich von 4 unterschiedlichen Grünlandnutzungsformen
Aus den erhobenen Erträgen der Kurzrasenweide lassen sich die Graszuwachsmengen in der Wachstumszeit berechnen. Diese Mengen sind entscheidend dafür, wie viele Tiere pro ha gehalten werden können. Dabei stiegen in den ersten 4 Wachstumswochen (Anfang-April bis Anfang-Mai) die Ertragszuwächse von 0 auf 40 kg TM pro ha und Tag an. In dieser Zeit können damit 2-3 Kühe Tag und Nacht auf der Weide gehalten werden. Die Zuwächse steigen dann um den Zeitpunkt des ersten Schnittes an und konnten dabei Zuwachsraten bis zu 80 kg TM pro ha und Tag erzielen. Solche Zuwachsraten würden Futter für 5-6 Kühe Tag und Nacht Weide bereitstellen. Die hier dargestellten Wachstumskurven für die einzelnen Jahre verdeutlichen aber auch die Jahresunterschiede und zeigen auf, dass nicht jedes Jahr in derselben Zeitperiode gleich viele Tiere auf der Fläche gehalten werden können. Daher ist eine ständige Anpassung des Tierbesatzes bzw. der Fläche notwendig. Das Messen der Grasaufwuchshöhe hat hier einen besonderen Stellenwert.