Das Österreichische Agrarumweltprogramm (ÖPUL) feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen – ein Anlass, der im Rahmen einer Pressefahrt in Oberösterreich auch von wissenschaftlicher Seite gewürdigt wurde. Dr. Andreas Bohner von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein unterstrich den hohen ökologischen Nutzen des Programms für Landwirtschaft, Landschaft und Artenvielfalt.
Dr. Andreas Bohner: „ÖPUL sichert Lebensvielfalt in der Landwirtschaft“
Der Vegetationsökologe Dr. Andreas Bohner, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung für Umweltökologie an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, hob hervor, dass das ÖPUL ein europaweit vorbildhaftes Modell sei, das Landwirtschaft und Umweltschutz in Einklang bringe: „Je vielfältiger unsere landwirtschaftliche Bewirtschaftung ist, desto mannigfaltiger ist auch die Landschaft – und damit die Biodiversität.“ Besonders alpine Lebensräume wie Almen und Bergmähwiesen seien in ihrer Biodiversität einzigartig, betont Bohner. „Diese artenreichen Flächen wurden durch bäuerliche Nutzung überhaupt erst geschaffen. Ohne deren Pflege durch Landwirtschaft würden sie verbuschen und viele seltene Arten verlieren.“ Am Beispiel der nördlichen Kalkalpen in Oberösterreich macht Bohner deutlich, dass dort zahlreiche sogenannte Endemiten – also nur dort vorkommende Arten – heimisch sind. Der Fortbestand dieser sensiblen Ökosysteme sei direkt von einer aktiven Almwirtschaft abhängig, wie sie durch ÖPUL-Maßnahmen wie „Naturschutz“ gefördert werde.
Landwirtschaft und Naturschutz: Ein österreichisches Erfolgsmodell
Rund 80 % der österreichischen Betriebe nehmen freiwillig an ÖPUL-Maßnahmen teil. Damit wurden 2025 insgesamt 240.000 ha Biodiversitätsflächen erreicht – eine beachtliche Steigerung, die auch von den Landwirtschaftskammern gewürdigt wurde. Josef Moosbrugger (LKÖ) und Franz Waldenberger (LK OÖ) betonten die wichtige Rolle von Anreizsystemen gegenüber verpflichtenden Vorgaben. Landwirtin Michaela Spachinger aus Oberösterreich ergänzte die Perspektive der Praxis: ÖPUL ermögliche eine nachhaltige Wirtschaftsweise, ohne die ökonomische Tragfähigkeit aus dem Blick zu verlieren. Ihr Appell: mehr Flexibilität, weniger Bürokratie.
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